Jetzt sind wir schon den 3. Tag in Porto.
Was soll man sagen?
Ich fange mal mit einem Zitat aus unserem Reiseführer zu Porto an:
……Portos besonderer Reiz liegt einerseits in seiner Lage an den relativ steilen Hängen, die das Tal des Douro hier…begrenzen. Dazu kommt die Tatasache, dass Porto nicht so aufpoliert wirkt, wie andere Städte: in der Altstadt stehen repräsentative, frisch renovierte Häuser im Barockstil neben Zeugnissen des Verfalls der historischen Bausubstanz.
Diese Worte beschreiben trefflich, wie sich mir die Stadt nach unseren ersten Erkundigungen darstellte.
Auf die Euphorie vom Abend folgte im Hellen doch schnell die Ernüchterung.
Viele Wohnhäuser zeigen Spuren von weit fortgeschrittenem Verfall. Beginnend mit dem in Beschreibungen und Bewertungen im Internet so hoch gelobten „Mercado do Balhao“ geriet zu einer einzigen Enttäuschung. Verfallene Konstruktion, maximal 50% der Fläche belegt, kein einziger Stand mit Fisch oder Fleisch, der einen zum Kaufen anregen konnte. Ok, es wird begonnen, diesen Markt zu renovieren.
Weiter gings zur Kathedrale. Mein vorher von der BAS ausgesprochenes Verbot, die nächsten 3 Kirchen nicht mehr zu besuchen (wegen Gutgläubigkeit in Sevilla), war aufgehoben. Die Kathedrale wirkte im Innern recht düster und ernüchternd, im Gegensatz zu den Kathedralen in Spanien, aber der Blick auf Porto vom Kirchplatz aus war gigantisch.
Der Bahnhof entschädigte für Einiges, eine wunderschöne Halle mit tollen Fliesenarbeiten, sehr sehenswert. Es sind dort fast 20.000 Fliesen verarbeitet, die gesamte Ausgestaltung ging über einen Zeitraum von 8 Jahren.
Weiter gings zum „Mercado Ferreira Borges“, der als Markt nicht benutzt wird, allerdings umgebaut wurde für Konzerte und andere Events. Als wir dort waren gab es einen kleinen Markt portugiesischer Schmuckdesigner und anderer portugiesischer Produkte. War natürlich für die BAS ein Highlight, mit entsprechenden kleinen Einkäufen, die aber so lange dauern wie ein großer Einkauf 🙂
Der „Palacio da Bolsa“ ist ein weiteres Muss. Allerdings kam man in das Gebäude nur im Rahmen einer geführten Tour. So haben wir dann eine geführte Tour in englischer Sprache gebucht. Dieser Palacio diente bis vor 40 Jahren als Börsenplatz, jetzt hat dort die Handelskammer ihren Sitz. Entsprechend der Vorgeschichte ist ein Raum prunkvoller als der andere. Das Highlight ist der „Arabische Saal“ mit prunkvollen Verzierungen und Farben.
Daneben liegt die Kirche“Igreja Sao Francisco“, in der fast 400kg Blattgold verarbeitet wurden. Eine imposante Darstellung von Macht und Reichtum. Würde man allerdings die Reinigungs- bzw. Restaurierungsarbeiten etwas ernster nehmen, würde diese Kirche noch prunkvoller erscheinen. Da gibt es wie in den anderen Kirchen auch noch erhebliches Potential (Staub wischen wäre schon ein riesiger Fortschritt)
Der Blick von der Altstadt geht auf das „Ribeira Viertel“, eine Konzentration der berühmtesten Portweinkellereien. Ein bisschen eintönig, wenig Farben, aber warum sollte es auf dieser Seite des Douro anders sein als in der Altstadt?
In dieses Viertel gelangt man über die Ponte D. Luis I., erbaut von einem Schüler Gustave Eiffels, eine beeindruckende Gitterbrücke.Im „Ribeira Viertel“ haben wir auf Empfehlung unserer Zimmervermieterin die wohl renommierteste Kellerei von „Taylor Fladgat & Yeatman“ angeschaut. Gegen ein kleines Entgeld vo 12,-€ gab es einen Audiogiude (kein Problem für die BAS 🙂 ) und eine kleine Verkostung. Die Führung war sehr interessant, über die Anfänge des Portweins bis heute. Entstanden ist Taylor natürlich von englischen Geschäftsleuten im 17. Jahrhundert. (Was machen denn nun die Engländer nach dem BREXIT?) Ich habe einiges gelernt über Portwein, wie z.B. dass die Traube traditionell noch mit den Füßen gepresst werden, und dass dem Wein noch 45%-tiger Traubenalkohol zugesetzt wird (4Teile Wasser, ein Teil Alkohol???), allerdings kein Zucker. Die anschließende Verköstigung von 2 kleinen Gläschen Portwein (rot und weiss) erwies sich nicht als so grauenhaft süß wie erwartet, hat allerdings auch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Nicht zu vergessen sind auch die „Historischen Straßenbahnen“, nicht so spektakulär wie in Lissbon, ganz nett. Allerdings sollte man sich die Fahrt mit der Linie 1 sparen, das Ziel mit den Stränden Portos erwies sich als Flop, keine Infrastruktur dort, nicht so prickelnd.
So ganz hat sich mir Porto nicht erschlossen, die Schwämerei über diese Stadt kann ich nicht nachvollziehen.
Und Autofahren können die Leute aus Porto auch nicht. Die Verkehrserziehung, falls es eine gab oder gibt, hat total versagt. Jeder fährt wie er will, Ampeln werden oft als Empfehlung betrachtet (Vorsicht als Fußgänger), sogenannte Fahrspuren werden geflissentlich ignoriert. Die Fahrtrichtungsanzeiger im Auto, vormals Blinker, werden als unnötiger Schnickschnack betrachtet.
Nach Reinhards Porto-Erguß (nicht sexuell 🙂 )waren wir am Abend noch in einer Fadoshow. – Nach Flamenco und Stierkampf auf jeden Fall ein Muß als Vergleich der Mentalitäten. Die Darbietung fand in einem alten Kellergewölbe vor ca 25 Zuschauern statt. Die auf dem Plakat abgebildete Sängerin war in natura wesentlich jünger als erwartet und hatte Zahnspangen oben und unten im Mund. Hübsch war sie auch nicht gerade.
Aber der Gesang war toll: Schon bevor der 1. Ton erklang, verdüsterte sich ihr Gesicht und ihre Augen wurden tränengetrübt. Das muß man erst mal können. Aber die Darbietung hat uns und alle anderen Zuschauer gefangen genommen. – Zwischen den Liedern hat sie richtig gelacht. 🙂 Besonders hervorzuheben sind die Gitarrenkünste der beiden Begleiter, besonders der mit der Coimbra-Gitarre, eine 12-saitige portugisische Gitarre und ein Virtuose vom Allerfeinsten. Auch ein männlicher Gastsänger war an diesem Abend dabei: Ein gut aussehender smarter junger Mann mit erfreulich positiver Ausstrahlung und froheren Liedbeiträgen. In der Pause wurde uns etwas über die Entstehung des Fado und die Instrumente erklärt, bevor die Sängerin im 2. Teil auch etwas positivere Lieder zum besten gab. Am beeindruckendsten war auf jeden Fall die Fingerfertigkeit des Gitarrespielers. Ein solches Erlebnis gehört einfach zu einem Portugalbesuch dazu. So kann man sich ein Bild von Land und Leuten machen und die portugiesische Seele ansatzweise ergründen.