Der Gedanke, den Radakku in ein falsches Fahrrad zu schieben, ging mir nicht aus dem Kopf. Bei Christels Akku könnte das passieren, mein Akku lässt sich nur mit dem entsprechenden Schlüssel einsetzen. Dann der Gedanke, was passiert bei einer Panne mitten auf dem Land? Ich habe kein Reparaturset dabei, keine Ersatzschläuche. Auch kein Flickzeug. Und wie soll ich im Notfall die hintere Steckachse ziehen können, im Stand. Die Reiseagentur ist bei Pannen nur für ihren eigenen Räder zuständig, und ich habe keinen ADAC Pannenschutz (bin ja auch nicht im ADAC Verein). Muss ich mal bei meiner Versicherung nachfragen. Und mit diesen Gedanken einzuschlafen war nicht so einfach.
Aber es ging doch. Nach einem wieder mal hervorragendem Frühstück machten wir uns zügig auf den Weg. Das Wetter versprach wie immer einen Sonnen- Regenmix, bei angenehmen 18°. Wir sind entgegen den Empfehlungen unserer Navitante Christels Vorschlag gefolgt, direkt am Wall entlangzufahren, dann kämen wir schon auf den Weser-Radweg. Ich habe die Navitante erst gar nicht angemacht, denn die Ansage, sie weichen von der Route ab, wollte ich mir nicht antun.
Und es hat hervorragend geklappt, sind sehr gut durch Bremen und die Vororte gekommen, bei Sonnenschein, leichteren Wolken, und vor allen Dingen mit Rückenwind!
Bis auf einen kleinen Zwischenfall…Am „Ochtumer Sperrwerk“ hat es mich erwischt. Wie? Musste kurz vor dem Sperrwerk absteigen, dabei blieb ich mit meiner Jacke am Sattel hängen, und schon lag der „Alte Mann“ auf der linken Seite, wie ein kleiner Käfer, hilflos. Erster Blick zum Rad, alles ok, bei mir selbst nur kleinste Fallspuren, kein Problem, und sofort war ein hilfsbereiter Mensch da, der zufällig am gleichen Ort war, und bot Hilfe an.
Die erste Pause bei Ranzenbüttel (kennt normalerweise kein Mensch, ca. 5 km von Lemwerder entfernt, Lemwerder ist der Hauptstandort der Reederei Franz Lürssen. Muss man auch nicht kennen, aber schon ein riesengroßes Werksareal). Dort gibt es einen Radfahrer Rastplatz, mit Unterstand und sogar Toilettenanlage, zwar nur DixiKlo, aber egal. Allerdings war das Areal schon von einer Radfahrtruppe belegt, geschätzt 12 Leute, auf dem Tisch standen Bierdosen, 2 Weinflaschen, Wasser und auch harte Drogen. Als wir ankamen, sofort die Kontaktaufnahme „Seid ihr Schalker“? (Ich habe eine Schalke Klingel). Riesengejohle, und sofort der Hinweis, dass einige in der Truppe Dortmundfans seien. Egal, aber so kommt man immer ins Gespräch. Deren Ziel war dann Nordenham, noch ca. 20 km nördlich von Brake.
Und was mich ja fasziniert sind Industriekulissen, von denen es einige gab, unten von einer Hütte, wissen aber nicht wo das war, also keine Info, was für ein Hüttentyp.
Der Wettergott war uns immer noch hold, südlich von uns braut sich zwar was zusammen, soll aber an uns vorbeiziehen. So die Hoffnung….
In Richtung Elsfleth mussten wir von der offiziellen Route abweichen, denn das Stauwehr war wegen Bauarbeiten gesperrt. Diese Sperrung war Gott sei Dank in unser Naviapp eingespeichert ( hatte sie zwischendurch aktiviert) und führte uns auf den richtigen Weg, wenn man denn folgt. Und das haben wir gemacht, und das war gut so.
Als es wieder auf die normale Route ging, tauchte von rechts eine gemischte Fahrradgruppe auf, laut schimpfend, die Räder verschlammt, die Schuhe ebenfalls. Da hat wohl der „Gruppenguide“ eine eigene Abkürzung gefunden. Das wird bestimmt kein lustiger Abend für die Truppe.
Für uns ging es zügig nach Brake, immer unterhalb des Damms, sehr schöne Örtchen, rechterhand einige Schafherden, links die Häuser tlw. mit Reet gedeckt, alles sehr geruhsam. So geruhsam, dass es unterwegs keine offenen Cafes oder Kneipen oder Rastpunkte mit Pippibox gibt, und wenn, dann ist Montags alles geschlossen.
Aber egal, sehr schöne Fahrt, bis auf die letzten 2 km, da hat der Regengott nochmal zugeschlagen, nicht so brutal wie die Tage vorher, aber ausreichend. Velociped hat ein schönes Hotel am Ende des Ortes gebucht, das „ Wiechmanns Weserhotel“, sehr freundlich, und es gibt KÖPI!!!!