10.05.2018 – Arbatrax, unsere Erfahrungen


Hört sich erstmal an, als wollten wir was zu Arbatrax schreiben. So viel gibt es da nicht zu berichten, aber egal. Entgegen den ersten Gefühlen bei der Ankunft ist die Infrastruktur doch nicht so schlecht wie angenommen, Man kann zu einem Supermarkt laufen, um entsprechende Getränke einzukaufen und in der Minibar zu kühlen.

Zum Abendessen sind auch 5 Pizzerien fußläufig zu erreichen, die Preise sind normal. Und schmecken ist eine andere Sache, es fehlt ein bisschen der Pep, vor allem aber Oregano als Gewürz. Sonst ok.

Unser Hotel ist ein kleines Haus mit 26 Zimmern, und voll belegt mit Motorradfahrern. Ist sehr urig gemacht. Das Frühstück ist gut, die jungen Besitzer geben sich alle Mühe, alles ist super organisiert. Als Ausgangspunkt für Motorradtouren ist dieser Ort Arbatrax sehr gut geeignet, dass muß sich wohl in der Szene rumgesprochen haben. Sonst kann ich mir die hunderte von Maschinen in diesem Ort nicht erklären. Das makaberste Bild ist wohl dieses. Warum? Eine Maschine aus Gelsenkirchen in “Schwarz-Gelb”? Da stimmt doch was nicht, oder?

Entgegen unserer sonstigen Gewohnheit mit einem Tag Pause zwischen den Touren sind wir am Mittwoch und Donnerstag doch wieder auf die Maschine gestiegen. Und das war gut so. Gestern waren wir am Strand von “Cala Ganone”, einem schönen Ferienort ca. 70 km nördlich von Arbatrax, und die Anfahrt aus den Bergen bis ans Meer ist wirklich traumhaft, eine gut ausgebaute Straße mit etlichen Serpentinen, und ein toller Ausblick, sagte mit jedenfalls die BaS. Zurück zum Hotel sind wir nochmals die SS125 gefahren, eine Traumstraße mit nicht enden wollenden Kurven, sensationell! Wobei ich mich nicht unbedingt rühmen will, aber ich habe meine Blickführung ein bisschen geändert (Wichtigster Grundsatz beim Motorradfahren “man fährt dahin, wo man hinguckt!”) Hört sich erstmal banal an, ist es aber nicht. Trotz schon etlicher km (so 70.000) lernt man einfach nicht aus. Und dieses “andere Gucken” ließ uns über den Asphalt fliegen, wunderbar, und wir waren beide glücklich. Gut, mit den Rennsemmeln kann und will ich nicht mithalten. Ist auch gut so.

Aus einer Gruppe in unserem Hotel hat sich einer langgemacht, und zwar an der Stelle, wo der Regen viel Sand auf die Fahrbahn gespült hatte.Wir hatten ja zuvor darüber berichtet. Jedenfalls ist er ausgerutscht, und schon lag er da. Ist Gott sei Dank nicht viel passiert, durch den rauhen Asphalt hat er einige Fleischwunden an der linken Hand, nicht mehr. Gestern passierte es 2 Burschen halt, dass sie aus dem Stand die Maschine abgelegt haben, ein Horror, wenn man anhält und auf Grund von Unebenheiten keinen festen Stand findet. Dann fällt man halt um. Es ist aber nichts passiert!

So einige Sachen muss ich noch loswerden. Das Navi und ich können uns ganz gut leiden, bis auf die Durchfahrt durch Städte. Da versucht das Navi unentwegt uns durch die Stadt zu lotsen, aber bevorzugt nicht die Hauptstraße, sondern irgendwelche Nebenwege, aus welchen Gründen auch immer. Die schickt einen durch kleinste Gassen, und das ist nicht immer lustig, um dann wieder auf der Hauptstraße anzukommen. Selbst eine vorgenomme Änderung der Navieinstellung brachte nicht den gewünschten Erfolg. In Nuoru hatten wir ein Riesenglück, durch die Verwirrung mit dem Navi standen wir vor einem Zaun, links ging es steil über Kopfsteinpflaster hinunter, meine feste Überzeugung, da fahr ich nicht her. Man muß auch mal Priortäten setzen. Uns war die ganze Zeit ein Auto gefolgt, eine Fahrerin mit Kind im Auto. Das Auto hielt an, die Dame stieg aus und fragte uns, auf Italienisch, wo wir denn hin wollten. Wir bedeuteten Richtung Nuoru, und sie meinte, fahr hinterher, ich bringe euch hier raus. Gesagt, getan. Hat super geklappt. Danke nochmals dafür. Auch andere Motorradfahrer haben Probleme bei den Stadtdurchfahrten. Heute sind wir nach gefühlten 30 min. durch die Innenstadt von Lanusei auf einem fast Feldweg gelandet, hoch in den Bergen. Wir hielten an, um erst einmal nach der Horrorfahrt durchzuatmen, und dann kamen noch 2 Motorräder. Ich bin also nicht allein so blöd, haben bestimmt das gleiche Navi 😂.  Aber wir fanden dank Google Maps leicht wieder zu unserer gewählten Tour. Durch Regen wurden wir jäh gestoppt, den Weg in Regenkombis zurück, ohne Navi. Immer der SS198 nach, und wir kamen problemlos durch die Städte wieder heim. Es ist immer gut, wenn man sich vor einer Fahrt die Strecke einprägt.

Ein anderer Horror sind neben Tieren auf der Straße bzw. daneben, den Wohnmobilfahrern, speziell die “Fiat Panda” Fahrer, die wie ihre Autos schon meist gesetzteren Alters sind. Für diese Fahrer gelten keine Verkehrszeichen, “Stopp-Schilder” werden als Reklame betrachtet, es wird einfach weiter gefahren, ob jemand kommt oder nicht. Egal! Einfach durch! Oder sie fahren so langsam auf den Straßen, daß man sich sehr schnell diesem “Objekt” nähert und man voll in die Eisen gehen muß. Auch kann man sicher sein, daß diese Fahrer grundsätzlich Kurven als Hindernis ansehen und daher lieber “Geradeaus” fahren. Da habe ich heute aber einige Male Schnappatmung bekommen😡

Aber wenn man vorausschauend fährt, und nicht schneller fährt, als der Schutzengel fliegen kann, klappt es ganz gut, 😀

07.05.2018 – Unsere Tour ums Ogliastra Gebirge

Und die Wettervorhersage hatte recht, eitel Sonnenschein 🌞, welch ein Anblick. Beim Frühstück scharrten die anderen Motorradfahrer ungeduldig mit den Füßen, wollten los.

Wir schwangen uns auch frohgemut aufs Motorrad, und nach einer weiteren 😂 Stadtrundfahrt folgten wir der Strecke wie von uns beabsichtigt.

Welch ein Kurvengewimmel, man mag es kaum glauben, gut ausgebaute Strassen, toller Belag, gutes Wetter…. alles perfekt. Aber irgendwann kamen wir auch auf Nebenstrecken, und bei einer war ich der Meinung “Das kann das Navi nicht gewollt haben”. Eine mit Schlaglöchern übersäte Strasse, sehr eng, kurvig. Zudem lag durch die vorhergegangenen Regentage unendlich viel Sand auf den Strassen, welcher aus den Bergen und Wegen gespült  worden war, vorzugsweise in den Kurvenbereichen. Da hiess es wirklich aufpassen. Aber weitere Motorradfahrer waren auf dieser Strasse unterwegs, musste also richtig sein, oder die haben das gleiche Navi 😂.

Kaum waren wir aus diesem Schlamassel heraus, so nach 20 km., leitete uns das Navi auf einen Weg, den ich freiwillig sonst nie fahren würde. Eine Strasse aus Betonplatten führte steil bergab, mit den entsprechenden Sandaufwerfungen. Gut war, dass ein Auto vor uns herfuhr, also musste es weiter gehen. Und eine große Straße war in Sicht, kurz vor der Einmündung ging es wirklich “steil” herunter, und der vor uns fahrende Wagen hielt an, und machte ein Quätschchen mit einem heraneilenden Kellner einer Pizzeria von gegenüber. Und wir standen auf dieser “Scheißschräge” mit den entsprechenden Schweißtropfen. Aber irgendwie haben wir auch diese Situation gemeistert.👏

Das war die Glanzleistung des Tages!!! Meinem BaF sei Dank! Mein Mutpegel war bis am Limit. Es kam mir vor wie beim Skifahren auf einer tiefschwarzen Piste (in Österreich/ nicht italienischer Standard), die kurz vor der Sperrung steht, weil überall Felsblöcke herausgucken und alle Kurven vereist sind. Da war ich froh, einen so umsichtigen BaF zu haben, nur jeden Tag braucht man das nicht.

Die weitere Tour war grandios, gute Straßen, allerdings mit dem schon erwähnten Sand, herrliche Ausblicke auf die traumhafte Landschaft, hat mir jedenfalls die BaS erzählt, ich mußte mich ja auf die unendlich vielen Kurven konzentrieren.

Auf dem Bild oben könnt ihr, wenn ihr reinzoomt,meinen BaF erkennen bei unserem Stopp in Orgosolo. Er raucht, ich gehe auf Fotosafari, denn dieser Ort ist bekannt durch seine politischen und sozialkritischen Wandmalereien: links sieht man eine Anlehnung an Picassos Guernica, rechts daneben das “vergessene Sardinien”, das auf der Italienkarte fehlt…. und viele Themen mehr… auch das Flüchtlingsthema war häufig vertreten, denn die Wandmalereien werden permanent aktualisiert. 

 

 

Der Höhepunkt war dann die Fahrt auf derr SS125 von Cala Ganone bis Arbatrax, eine tolle Fahrt entlang der Berge, eine “Superstraße”. Man sollte vorsichtig mit solchen Attributen sein, aber diese Straße ist wirklich ein Traum für alle Motorradfahrer. Ein Kurvengewimmel ohne Ende, und das fast 65km lang.

Obacht geben ist überall auf den Straßen gefordert. Man muss schon mit plötzlichen Schafherden auf den Nebenstraßen rechnen, gutes Indiz sind frische Schafköttel, oder man muss mit Schweinen und Kühen rechnen. Auch nicht zu unterschätzen sind die einheimischen Blechdosenfahrer, denen eine Spurtreue wohl nie beigebracht wurde, eher wohl das System, aus jeder Kurve eine Gerade zu machen. Deshalb immer Vorsicht bei unübersichtlichen Strecken. Beliebt ist auch, hinter Rechtskurven den Wagen für einen “kurzen Moment abzustellen, um einen Blick auf die atemberaubende Landschaft zu erhaschen. Ansonsten klappt es eigentlich gut mit den Blechdosenfahrern.

Bedingt durch den Feiertag (Christi Himmelfahrt) in dieser Woche wimmelt es hier nur so von an- und abreisenden Motorradgruppen,darunter viele jüngere Fahrer mit ihren farbenfrohen “Rennsemmeln” und passender Fahrerausrüstung, die waghalsig um die Kurven preschen und uns ein ums andere mal überholen. Wir kommen Ihnen mit unserer Tourermaschine wohl vor wie Opa mit Hut/Helm, aber sollen sie nur… wir kommen sicher ans Ziel, das ist uns wichtiger. ✌️

Wir sind nach fast 9 Stunden Motorradfahren (inkl. kleiner Pausen) und 302km gut gelaunt im Hotel angekommen. Und haben uns für den nächsten Tag eine kleine Tour, wieder über die Traumstrasse SS125, vorgenommen, gemäß Wetterbericht ist erst ab Nachmittag wieder mit Regen zu rechnen ☹️

06.05.2018 – Arbatax

Wir haben einige Zeit nichts von uns hören lassen, und das kam so:

Am Sonntag fuhren wir dann von Alghero Richtung Arbatax, unser Zielort für die nächsten 5 Tage. Und etwas Ungeheuerliches ist eingetreten…..morgens schien die Sonne 🌞 welch ein Anblick nach einer Woche Regen.
Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg, nicht ohne die obligatorische Ehrenrunde durch die Stadt, meiner Navitante geschuldet, die es liebt, uns einfach quer durch die Stadt zu fahren, weil evtl. eine Strecke 50m kürzer ist als der direkte Weg. Jedenfalls schafften wir es dann doch, über die SS292 Richtung Arbatax zu fahren. Auch eine Streckensperrung konnten wir dank der Navitante gut meistern, bis wir in dem Städtchen Borore kalt erwischt wurden. Um auf die SS129 zu gelangen, mussten wir durch dieses Städtchen, und was passiert, unsere Durchfahrt wurde wegen einer Vorbereitung wohl zu einem Festumzug  jäh gestoppt.

Vor einer Kirche hatten sich viele Leute versammelt, mit Blumen geschmückte Trecker und etliche Reiterstaffeln standen uns im Weg. Unser Navi wies uns an, quer über den Platz zu fahren, aber alles war besetzt mit den Vorbereitungen zum Umzug. Was soll ich tun? Also einfach links in kleine Gasse ausweichen, das Navi arbeitet wie verrückt, und dann stand ich wieder an der gleichen Stelle wie zuvor…, also langsam durch die Menge, vorbei an den Pferden🐴, mit einem ungeheuren Respekt. Erstaunlich, keiner hat gemeckert, alle haben bereitwillig Platz gemacht. Und wir haben es geschafft! Mit entsprechenden Schweißperlen auf der Stirn 😄👏.

Sind dann gut in Arbatax angekommen, wir wohnen in einem kleinen Hotel, sehr schnuckelig. Aber ein Blick auf die Umgebung während der Fahrt machte einen etwas trostlosen Eindruck, keine Trattorias oder Cafes/Bars, einfach nur Häuser. Vom Strand sind wir gut 15 Min. entfernt, und der im Internet und Reiseführer beschrieben Sandstrand hat eine Länge von vielleicht 50m. , der Rest der kleinen Bucht ist mit Steinen übersät. Interessant, dass an diesem Sonntag eine Unmenge an Motorradfahrern in den kleinen Ort eingefallen sind, große Gruppen aus dem Kölner Bereich, Stuttgart usw. Und auch unser Hotel ist von Motorradfahrern fast ausgebucht. Kann also kein schlechter Ort sein, oder? 

Nach einer gewissen Nahrungs- und Essenszufuhr ging es aber besser und wir blickten positiv auf die nächsten Tage.

Ein Blick auf die Wettervorhersage zeigte uns, dass am Montag mit gutem Wetter zu rechnen sei. Danach die Tage sollen dann nicht mehr so optimal werden. Also haben wir uns dann eine vorbereitete Tour für den nächsten Tag ausgesucht, so ca. 270km, rund um das “Ogliastra-Gebirge”.

Nur zum Weiterschreiben des Blogs hatten wir dann nicht mehr die nötige Energie.