04.06.2017 – Immer noch Getxo

Für heute ist die Fahrt nach San Sebastian vorgesehen, aber um 12:30h sind wir immer noch in Getxo, der Regengott meint es nicht gut mit uns. Nicht ganz so schlimm, denn bis San Sebastian sind es nur ca. 100 km, und die werden wir auf der Autobahn zurücklegen, und das Appartment ist eh erst um 16:00h bezugsfertig, und bis dahin soll der Regen aufgehört haben. Also sitzen wir jetzt in der Hotellobby und schreiben den Bericht über unseren gestrigen Tag, den Besuch des „Guggenheim Museums“ in Bilbao.

Die Verbindung mit der Metro klappte einwandfrei, und so waren wir nach ca. 30 min. in Bilbao, und entgegen den bisherigen Berichten von Bekannten ist das Stadtbild weitaus schöner als gedacht. Zuerst ging es zu der von dem spanischen Stararchitekten Calatrava (der hat auch das Kongresszentrum in Oviedo zu verantworten) entworfenen Fußgängerbrücke in unmittelbarer Nähe zum Guggenheim Museum. Allerdings erwies sich die Architektur dieser Brücke genauso enttäuschend wie das Kongresszentrum. Da gibt es bei uns ähnliche schönere Brücken sogar über die Emscher. Egal.

Aber dann waren wir am Guggenheim Museum, ein Prachtbau, einem Segelschiff nachempfunden, mit Titanplatten außen verkleidet. Sehr eindrucksvoll.


Einmal rund um das Gebäude, kam man aus dem Staunen nicht heraus. Etwas verwirrend waren allerdings die luftballonähnlichen Tulpen…

Durch unsere vorher bestellten Tickets gelangten wir zügig in das Objekt unserer Begierde. Eine phantastische Konstruktion, alle Wände und Deckenkonstruktionen sind gewölbt, es gibt keine geraden Linien. Die Verkleidungen aus Sandsteinplatten sind alles Unikate, schon sehr aufwendig, wenn man bedenkt, dass das Museum 1997 eröffnet wurde. Der Baubeginn war 1994, die Kosten beliefen sich auf 100 Mio. USD (Philharmonie Hamburg, Bauzeit ca. 8 Jahre, Kosten > 1.000 Mio €??)
Unser erster Weg führte uns zu den Tulpen, in den Aussenbereich. Und es ergab sich auf einmal eine ganz andere Sichtweise…auch dank des Audioguides…Die Tulpen aus Edelstahl mit einer Spiegelfarbe versehen, wurden von dem Künstler Jeff Koonz entworfen, und die Spiegelungen an den Oberflächen der Tulpen ergaben erstaunliche Effekte. Da konnte man sich daran sattsehen, obwohl das Wetter nicht richtig mitspielte.

Wenn ihr das Bid anklickt und dann vergrößert, müßtet ihr uns erkennen.
Der zweite sofort darauf folgende Höhepunkt war die Ausstellung „Matter of Time“ des amerikanischen Künstlers Richard Serra. Ausgestellt sind 6 Objekte, die in einem Raum von 130 x 30 m untergebracht sind, nach oben zur hohen Decke offen.
Man stelle sich eine am Boden liegende Ellypse vor, darüber in ca. 6-7m Höhe eine zweite Ellypse, allerdings um 60 Grad versetzt. Die sich daraus ergebende Mantelform nahm Serra als Basis für seine Kunstwerke. Er schuf mehrere Spiralen nach diesem Prinzip. Es hat 3 Jahre gedauert, bis Serra einen Lieferanten für diese Platten gefunden hat. Die größte Spirale hat ein Gewicht von 276 to, die kleinste von 44 to.

Trotz eines strickten Fotografierverbots ist uns dieser Schnappschuß gelungen. Es gibt keine gerade Linie. Beim Durchlaufen dieser Werke ergeben sich unterschiedliche Neigungen der Platten auch unterschiedliche Breiten der Gänge, was einem die Orientierung sehr erschwert. Ich ging dadurch wie auf einem fahrenden Schiff, immer nach einem Fixpunkt suchend, es gab aber keinen. Teilweise sehr beklemmende Gefühle kamen auf, und Erleichterung, wenn man dann im offenen Innern angekommen war und die Orientierung wieder einsetzte. Wir haben von einem oberen Balkon aus Pärchen in der Mitte ankommen sehen, die sich umarmten und inniglich küßten, weil sie sich dort angekommen wie ZUHAUSE fühlten, geborgen, in Sicherheit und unbeobachtet…Die Menschen oben auf den Balkonen waren außerhalb ihrer Vorstellung, ihres Erfahrungsraumes. Ein tolles Erlebnis, alle rationalen Erfahrungen, die unser Gehirn kennt, waren ausgeschaltet und der Emotion wurde freier Raum gelassen. Nach dem Durchgang durch alle Werke war ich schon ein bisschen geflasht.

Am meisten waren wir interessiert an der Architektur und Innengestaltung des Museums, so dass wir nicht alle Ausstellungen ausgiebig besuchten, und Expressionisten haben wir schon viele vorher gesehen.
Beeindruckend waren Bilder von dem deutschen Künstler Anselm Kiefer, dem ein eigener Ausstellungsraum gewidmet war. Anselm Kiefer zählt zu den bedeutendsten deutschen Küenstlern der Gegenwart.

Und nach fast 3 Stunden Rundgang waren wir nicht mehr aufnahmefähig für weiter Eindrücke, und das reicht auch.

Mein Mann als Liebhaber und Verfechter der modernen Kunst hätte ich mir auch nicht träumen lassen, aber solche Kunst zum Anfassen und Be-greifen/Durchschreiten findet man nicht allzu oft.
Das Gebäude innen wie außen ist genial!!! – Bilbao = Guggenheim…

Die Transferfahrt nach San Sebastian haben wir dann in einem kurzzeitigen Slot zwischen Regen- und Regenwolken ziemlich stressfrei absolviert. Erst als wir unseren Wohnungsschlüssel abgeholt hatten begann der Regen und wir wurden nur auf den letzten Metern zu unserer Wohnung nass. Aber darum hatten wir ja die Regenkombis angezogen – nichts ist vergebens….

01.06.2017 – Fahrt nach Bilbao

Als Unterkunft in Bilbao hatten wir uns für ein Hotel in der Stadt Getxo entschieden, die ca. 12 km nödlich von Bilbao liegt. Hier ist es nicht so wuselig wie in Bilbao selbst, obwohl die Kunst des „Kreisverkehrfahrens“ schon so einigermassen von mir beherrscht wird nach dem Motto:“fahre wie die Spanier, und alles wird gut 🙂 „. Wir wollten auch ein bisschen Ruhe für uns, denn mittlerweile liegt schon eine gewisse Reizüberflutung vor.
Ein grosses Ziel ist noch das „Guggenheim Museum“ in Bilbao. Wir hatten uns vorher schon Tickets für den Samstag gesichert, und man kann von Getxo aus mit der Metro in die Naehe des Museums fahren.
Die direkte Entfernung von Santander nach Bilboa betraegt nur ca. 80km, ist natürlich ein bisschen kurz. Und so haben wir uns eine Tour durch die südlich gelegenen Berge ausgesucht, und das war gut so. Ich will nicht zu viele Strassen aufzählen, aber für Motorradfahrer sind die Strassen CA-262, danach auf die CA-631 bis zur Passhöhe „Puerto de las Estacas de Trueba“, die Grenze zwischen Cantabrien und Kastilien ein MUSS! Der Pass liegt zwar nur auf 1.145m Hoehe, aber man fühlt sich wie im Hochgebirge. Eine irre Landschaft, mit super ausgebauten Strassen. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht in einen gewissen „Flow“ verfällt und die Konzentration nachlässt. Und eine angemessene Geschwindkeit ist nur zu empfehlen, denn sonst bekommt man nichts von dieser Schönheit der Landschaft mit. Richtung Norden kann man dann nur die anschliessenden Strassen BU-570, BU-571 und N-629 empfehlen.
Zurück zur Konzentration, die ist auf jeden Fall angebracht, nicht nur wegen der Radfahrer, die sich die Passhoehen raufquälen, einigen Motorradfahrern, sondern auch wegen plötzlich auftauchender Tiere. Zuerst trabten eine Stute mit ihrem Fohlen auf der Gegenfahrbahn entlang, ich sofort in die Bremse, beobachten, was macht die Stute. (Denn wer will schon Pferde scheu machen). Und das war gut so, denn als die Stute uns bemerkte, kreuzte diese die Strasse und brachte das Fohlen und sich in „Sicherheit“, und wir konnten langsam dann passieren. Als nächstes kam uns eine Kleinherde von 6 Kühen entgegen, im „Kuhtrab“, und dahinter zwei Motorradfahrer, die sich nicht trauten, an dieser Kleinherde vorbeizufahren, hätte ich auch nicht gemacht. Wir konnten langsam die Herde passieren, aber man weiss ja nie, wie die Tiere reagieren, und wenn eine Kuh auf einen zuläuft, und uns umschubsen will, hat man gegen die Masse keine Chance. Als letztes trafen wir wieder auf eine Stute mit Fohlen, die allerdings schnell in den Trab verfielen und wieder zur Herde zurück sind, die sich frei im darunterliegendem Tal befand.

Als ein Highlight auf unser Tour hatten wir noch die Überfahrt mit der Schwebebruecke „Puente Colgante“ über die Flussmuendung des Nervion geplant. Die Schwebebrücke ist eine spektakuläre Eisenkonstruktion und ist 1893 in Betrieb gegangem, die Fahrzeuge werden wie im „Gleiflug“ von einem zum anderen Ufer transportiert.
Nur die Anfahrt zur Brücke gestaltete sich nicht so einfach, meine NT war leicht überfordert, keine Ausschilderung in der Stadt, und durch Zufall sahen wir dann die Anfahrt zum Schwebeteil, ein kleine Gasse, das wars. Ich hatte einen grossen Parkplatz erwartet mit Wartezeit, weit gefehlt. Wir kamen sofort auf das Schwebeteil, und schon war man auf der anderen Seite, absolut unspektakulär, na ja.Wir hatten kaum Zeit unsere 1,65€ zu bezahlen, geschweige denn die Fahrt zu geniessen. Dafür ist aber das Bauwerk klasse.
Spektakuläre Situationen hatten wir schon den ganzen Tag genug ..  🙂