15.06.2016 – Vilnius

Heute standen zuerst die Synagoge und die in der Nähe liegenden Markthallen auf dem Programm, nicht weit von unserer Unterkunft entfernt.
Die Synagoge ist als einzige von ehemals 96 Synagogen übriggeblieben, die Zeiten des 2. Weltkrieges und der anschließenden sowjetischen Besatzung haben ihre Narben hinterlassen.
Die viel gepriesenen „Hales Markthallen“ entpuppten sich als doch

enttäuschend, nicht zu vergleichen mit Riga. Einige Fleisch- und Fischstände, überwiegend wurde Kleidung verkauft.

Weiter zum „Tor der Morgenröte“, von außerhalb ein unscheinbares Stadttor, aber sobald man hindurchgetreten ist, und sich umdreht, sieht man innerhalb des Torbogens eine Kapelle mit der schwarzen Madonna. Als wir dort waren, wurde gerade eine Messe in polnischer Sprache von einem polnischen Priester abgehalten. Es handelte sich um eine polnische Pilgergruppe mit eigenem Priester, die auf einer 14-tägigen Wallfahrt unterwegs sind.

Blick von der Tor-Kapelle Richtung Altstadt

In ganz Vilnius gibt es über 100 Kirchen, von denen haben wir heute gefühlte 20 Kirchen gemacht, nachher wurde es zuviel.
Eins muss man sagen, der Besuch von Papst Paul Johannes II. Im Jahre 1994 hat hier und überall im Baltikum nachhaltige  Spuren hinterlassen.

Vorher hatte ich schon mal die Synagoge erwähnt; aus dem einst als „Jerusalem des Nordens“ bezeichneten Teil von Vilnius ist neben einer Gedenktafel nichts mehr übrig geblieben.

Gedenktafel im ehemaligen Judenghetto

40.000 Juden waren in 2 Ghettos eingepfercht, von denen 3.000 Juden die Deutschen überlebt haben. Nach der Befreiung durch die Russen zerstörten diese alle Ghettos und Synagogen, und nur 800 Juden haben diesen Progrom überlebt.
Da schnürt es einem schon die Kehle zu……..

Wobei erstaunlicherweise der Hass nicht eimal gegen die Deutschen gerichtet ist, sondern ausschließlich gegen die damalige UDSSR. Auch hat Litauen seine Rolle innerhalb des 2. Weltkrieges wohl noch nicht aufgearbeitet (Quelle Reiseführer), es soll eine nicht unerhebliche Anzahl von Kollaborateuren gegeben haben……aber das ist nicht an uns, das zu bewerten.
Einen Gang durch das „Kleine Ghetto“ sollte man unbedingt machen, schöne kleine Gassen mit sehr schönen Restaurants, es ist eine „Wohlfühlatmosphäre“, ein „Muss“.

Und als Abschluss des Tages konnten wir noch einen Umzug von „Hare Krishna Jüngern“ miterleben, farbenfroh, ein bisschen einseitige Musik, aber originell.

Eine Hare-Krishna Prozession

Ich hab ja mit vielem gerechnet, aber damit nicht, ich war wohl irrigerweise der Meinung, die Bewegung hätte sich überlebt.

Der heutige Tag hat meine vorherige skeptische Meinung zu Vilnius doch ein bisschen zurechtgerückt. Einen Tag haben wir ja noch…..

14.06.2015 – Vilnius und Umgebung

Für heute stand die Inselburg Trakai, ca. 25 km westlich von Vilnius auf dem Programm.
Die Fahrt aus der Stadt heraus kann man als abenteuerlich bezeichnen, zu den fragwürdigen Fahrkünsten einiger Verkehrsteilnehmer kamen noch die sehr schlechten Strassenverhältnisse dazu. Eine der Hauptausfallstrassen gespickt mit Bodenwellen und riesigen Schlaglöchern, kaum vorstellbar. Einmal aus der Stadt war es dann wieder besser.
Man kann unendlich viel über die Historie der Burg erzählen, die Inselburg Trakai ist die einzige Wasserburg Osteuropas und wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts renoviert, die Fertigstellung gelang zu Zeiten der sowjetischen Besatzung.

Burg Trakai

Es ist wirklich ein beeindruckender Anblick, wenn man bedenkt, daß die Burg um 1400 erbaut wurde. Die ehemaligen Garnisonsunterkünfte innerhalb der Burg sind zu einem interessanten Museum umgebaut.

Innenhof Burg Trakai

Zur Burg gelangt man über eine Holzbrücke, innerhalb des Burggrabens befanden sich einige Gestalten, die wohl dem geneigten Besucher das Leben des Mittelalters nahebringen sollten.
Die Burg an sich ist nicht besonders groß, die Räume sind schön instandgesetzt, jeder Raum war einem gewissen Zeitabschnitt der Historie der Burg gewidmet.

Die Burg

Nach einem Rundgang um die Aussenburg sahen wir den Grund der mittelalterlichen Gestalten im Burggraben. Die waren Bestandteil von Filmaufnahmen, und es liefen die Vorbereitungen, um die Szenen mittelalterlichen Lebens darzustellen.
Erwähnenswert sind auch die Häuser der Karäer, einer ehemaligen jüdischen Sekte, die nur das Alte Testament anerkannten, nicht aber den Talmund undd die rabbinische Tradition.
Die Häuser wurden aus Platzgründen mit dem Giebel zur Strasse gebaut, und haben 3 Fenster (je eines für den Hausherrn, eins für Gott und eins für den Fürsten).

Ein Teil der Heräerhauser in Trakai

Die Karäer sind seit Ende des14. Jh. ansässig, ausgestattet mit Sonderrechten bis heute. Die Volksgruppe besteht aus 250 Personen, von denen 50 noch in Trakai leben.

Nicht daß wir uns falsch verstehen, den Rundgang haben wir nicht in Motorradsachen unternommen, vorher ziehen wir uns schon noch um…

Unsere Umziehaktion

Weiter ging es dann zum „Geographischen Mittelpunkt Europas“, ca. 25 km nördlich von Vilnius. Ich hatte mir eine Nebenstrecke ausgesucht, und es war im Vergleich zu den bisherigen Strecken ein Traum, schöne Kurven, hügelig, sehr gute Strassen.
Bis ein Schild „Baustelle“ auftauchte!
Und das war eine Baustelle, der zu befahrende Teil war Schotter, allerdings vorher wohl gewässert, rutschig, dreckig, viele Schlaglöcher, grausam. Und wenn ein Aspaltstück auftaucht und man meint, es wäre vorbei, falsch!!! Es kommt immer noch ein Teil, auf dem man nur auf nassem Schotter und Sand fahren kann. So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Umdrehen ging auch nicht, also durch. Nach 10 km Horror dann wieder normales Fahren, wunderschöne Villen, tolle Strassen (klar, wer Geld hat und Einfluss, dann geht es schon mal schneller mit der Sanierung -:) )
Und so sieht das Motorrad nach der Fahrt aus, verdreckt bis zum Topcase!!

Nach der Überlandfahrt

Der „Geographische Mittelpunkt Europas“ ist von französischen Geologen ermittelt worden, und seit dem Beitritt Litauens in die EU (01.05.2004) stehen dort die Flaggen der EU-Länder.

Der Geopraphische Mittelpunkt Europas sowie mein Mittelpunkt

Eins ist klar, Trakai sollte unbedingt zu dem Besuchsprogramm gehören, der Mittelpunkt gehört so mehr zu der „Nice to see“-Kategorie.

Dort trafen wir eine Touristengruppe aus Dresden, die aus Behinderten in Rollstühlen mit ihren Partnern bestand. Der Reisebus war mit einer Hebebühne ausgestattet und alle Teilnehmer waren „gut drauf“, am Mittelpunkt Europas gab es erst mal für alle ein Schnäpschen oder einen    Eierlikör. Eine redselige gutgelaunte Truppe! Bewundernswert…

14.06.2016 – Allgemeine Anmerkungen

Alle Supermärkte, in denen wir bisher auf unserer Tour waren, hinterliessen einen sehr guten Eindruck. Ein wahnsinnig großes Sortiment, eine riesige Fleisch-, Fisch-, und Käsetheke, sowie ein große Auswahl an frisch hergestellten Salaten. Ich fühlte mich an meine Zeit in Budweis erinnert, wo es für 40.000 Einwohner ca. 6 Hypersupermärkte gab. Was  bei allen das Gleiche ist, das ist das unendlich lange Anstehen an der Kasse, die Kassiererinnen sind sehr „motiviert“, entsprechend ist ihr Gesichtsausdruck. Dazu kommen noch die Kunden, die auch während des Bezahlsvorganges ihr Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt haben, und dann alles in Plastiktüten packen und auch noch bezahlen, wahre Multitalente.
Der Kommunikationsbedarf ist sehr ausgeprägt, im speziellen im Auto , unsere Verkehrspolitiker würden graue Haare kriegen. Entsprechend ist auch das Fahrverhalten nicht immer einschätzbar, auch bei Busfahrern.
Die Preise in Estland und Lettland in den Zentren entsprachen ca.    unseren Preisen. Die Spritpreise für 95 Oktan liegen so bei 1,12 €/l, der Preis für ein 0,5l Bier in der City so bei 3,80 €/Glas, ausser in Litauen.
Hier kostet ein Bier in bester Lage, Fußgängerzone, 2,03 €/Glas. Auch die Preise für Türmagneten (meine heimliche Leidenschaft) lagen mit 0,78 €  extrem niedrig (in Tallin ca. 4,-€).
Gestern abend waren wir nach endloser Tippelei  im Supermarkt um fürs Abendessen zu sorgen, wobei eine gegrillte Schweinshaxe 3,31 € kostete (und die war nicht klein) und BAS „Serbisches Reisfleisch mit gebratenem Gemüse“ für 1,12 €. Sehr niedrigpreisig, aber total lecker!
In den Esslokalen in unserer Nähe, wohlgemerkt Vorstadt, gibt es einen Chinesen, der für Hühnerfleisch mit Gemüse und Reis satte 16,-€ aufruft???!!! Und die anderen Restaurants sind nicht preiswerter.
Auffällig ist, daß  jeder Europreis mit ungewohnten Cent Beträgen endet. Das liegt wohl daran, daß Litauen als letztes Land des Baltikum am 01.01.2015 den EURO eingeführt hat, und wohl bestehende Preise zu einem festen Wechselkurs umgerechnet wurden.

13.06.2016 – Vilnius

Unsere Entscheidung, noch einen Tag in Sigulda zu verlängern, war goldrichtig. Es regnete den ganzen Tag, und es war sehr kalt. Wir hätten eine Horrorfahrt gehabt.
Am nächsten Tag schien die Sonne, und wir machten uns auf den Weg zu unserem Zwischenziel „Berg der Kreuze“ in der Nähe der Stadt Siaulai. Die Fahrt dorthin erwies sich als Schaukelpartie, die Fahrbahndecke bestand bis Riga fast nur aus Asphaltflicken, dazu noch tief ausgefahrene Spurrillen, und so etwas für eine Hauptverbindungsstrasse vom östlichen Teil Litauens in die Hauptstadt. Und zu allem Überfluss führte uns das Navi mitten durch Riga, mit auch schlechten Strassenabsschnitten mit Kopfsteinpflaster. Fahrerisch schon eine kleine Tortour!
Dann Richtung Siaulai ging es besser, und immer schnurgerade Strassen, ein (Alb)Traum. Doch dann sorgte das Navi für Abwechlung. Es führte uns über eine ca. 5 km Schotterstrasse zum „Berg der Kreuze“, war leider vorher nicht so zu erkennen. Und wir waren ganz allein, komisch, bei einem so berühmten Wallfahrtsort? Aber dann haben wir doch dass Ziel erreicht, und wir waren nicht allein, denn alle anderen Besucher sind halt von der anderen Seite über gute Strassen dorthin gekommen.

Um die Entstehung des „Berg der Kreuze“ ranken sich einige Legenden. So sollen zur Zeit der Niederschlagung der Aufstände gegen den Zarismus (1831/1863) die Bewohner begonnen haben, auf dem Hügel Kreuze zu errichten im Gedenken an die Toten der Aufstände. Bis Ende 1940 sollen dort ca. 400 Kreuze gestanden haben, Danach kamen die Kreuze für die Opfer des Stalinismus dazu, als Tausende nach Sibirien deportiert wurden.

Berg der Kreuze

Diese Gedenkstätte war natürlich den sowjetischen Machthabern ein Dorn im Auge und sie haben den Hügel 1961 und 1975 pattgewalzt, was aber nichts nutzte, es wurden sofort wieder neue Kreuze aufgestellt.
Den Höhepunkt erlebte der Berg durch den Papstbesuch im September 1993, zu dessen Ehren ein Papstkreuz errichtet wurde (wie auf der Halde Haniel) und zu einem Wallfahrtsort für alle Katholiken ernannt wurde.

Berg der Kreuze, im Vordergrund das Kreuz von Papst Paul Johannes II

Es war schon ein beeindruckendes Erlebnis, alle diese Kreuze zu sehen, in allen Größen, in vielen Sprachen, unendlich viele Rosenkränze hingen an den Kreuzen, ein wirklich beeindruckendes Erlebnis.
Noch eins , Studenten haben versucht, die Kreuze zu zählen. Nach 50.000 Kreuzen haben sie aufgegeben, man schätzt so an die 200.000 Kreuze.

Die Fahrt nach Vilnius war wieder recht eintönig, viel geradeaus, die Strassenplaner haben schon den Standpunkt vertreten:
„Die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten ist die Gerade“
Kann man ja auch machen, ist ja Platz genug 🙂
Nach knapp 400 km  sind wir dann am späten Nachmittag in Vilnius angekommen, haben die Unterkunft gut gefunden, kein Problem.
Wir haben uns ein Apartment ein bisschen außerhalb der Altstadt ausgesucht, wieder mit Waschmaschine. Wir wohnen zwar wieder im 6.Stock, aber diesmal mit Aufzug 🙂 🙂 und einem Balkon mit Blick auf die Altstadt von Vilnius.

Blick von unserem Apartment auf die Altstadt von Vilnius

Zum Glück gibt es einen wirklich sehr gut ausgestatteten Supermarkt in der Nähe und nach dem Einkauf und einer Kleinigkeit zum Abendessen haben wir uns auf dem litauischen Sender das Fußballspiel Deutschland gegen Ukraine angesehen, ich erspare mir jeglichen Kommentar.

Nach einem hervorragnden Frühstück gings in die Altstadt. Mein erster Eindruck war nicht so berauschend, um den Rathausplatz tobte ein Mordsautoverkehr, der große Platz wirkte aber irgendwie tot.

Vilnius Rathausplatz

Auch im weiteren Verlauf musste man mehr auf den Verkehr achten als sich die schönen Gebäude anzuschauen. Gut, soviel gibt es nicht davon, im Vergleich zu Riga oder Tallinn, vielleicht bin ich von dort zu verwöhnt. Anschauenswert ist auf jeden Fall die Universität sowie die Gegend um den Kathedralenplatz.
Interessant schien im Osten der Stadt das „Uzepio“ Viertel, auch als „Montmartre von Vilnius“ bezeichnet. Dieser Ort hat sich am 01. April 1997 als PR-Gag als „Republik Uzipus“ ausgerufen, mit speziellen Pässen, einem Präsidenten, Bischof und einer Armee bestehend aus 12 Leuten und einer eigenen Verfassung. Als Schutzheiliger wurde Frank Zappa auserwählt. Man darf das Ganze nicht so ernst nehmen.

Aber der Besuch im Vergleich zu Montmartre war doch sehr ernüchternd. Ohne diesen PR-Gag würden sich sehr wenige Touristen an diesen Ort verirren, aber so werden busseweise die Leute dorthin gekarrt. Vielleicht mag dort abends, im Hochsommer und am Wochenende mehr los sein, aber mir hat sich der Ort nicht erschlossen.

Die Verfassung der Republik Uzupio

Morgen wollen wir zum „Schloss Trakai“ fahren, laut Reiseführer ein „Muss“ und zu dem „Geographischen Mittelpunkt Europas“, mal sehen.

10.06.2016 – Sigulda

Wir hatten uns entschieden, die ehemals geplante Route über Daugavpils nach Vilnius zu ändern, denn wir müssen noch zu dem „Berg der Kreuze“ in Siaulai, was leider nicht direkt auf der ehemals geplanten Route liegt. Es wäre einfacher gewesen, während des Aufenthaltes in Riga dorthin zu fahren, haben wir aber nicht gemacht, ist so.
Deshalb haben wir uns auf dem Weg nach Vilnius für das Zwischenziel  Sigulda entschieden. Von dort soll es dann vorbei an dem „Berg der Kreuze“ weiter nach Vilnius gehen, ein Trip von fast 400 km.
Sigulda soll nach Aussage der BAS sagenumwogen sein, ich kenne den Ort durch die Bobbahn, auf der auch Weltcuprennen für Bob und Rodel ausgetragen werden.

Die Fahrt von Tartu war für die ersten 80 km eine wunderschöne Motorradstrecke, bergig, Kurven, was will man mehr. Der Wind allerdings machte uns ganz schön zu schaffen, viele häßliche Böen, es war volle Konzentration angesagt.
Deshalb habe ich auch nichts von dem schönen Ort bzw. Gegend rund um „Otepää“ mitbekommen, einem bekannten Ort für Biathlon und Langlaufwettbewerbe.
Kaum über die Grenze von Estland nach Lettland wurde der Strassenbelag schlechter, selbst die als „A2“ Hauptverbindung nach Riga war grausig, Querrillen, ausgefahrene Spuren, viele Flicken, alles andere als ein Spassfaktor. Na ja, jedenfalls unsere Unterkunft „Villa Albrecht“ in Sigulda ist super:

Unser Hotel „Villa Albrecht“

Das Wetter war noch gut, ab in den Ort, ca. 1,5 km Kilometer entfernt von unserem Hotel.
Der Ort ist schon ein bisschen enttäuschend (kennen wir schon aus Oberhof), eigentlich ist dort bis auf zwei Cafes, zwei Hotels und einem Supermarkt und ein paar kleineren Geschäften nicht mehr viel, alles sehr weitläufig. Wieder absolute Ruhe. Na ja, wir haben uns im Supermarkt mit etwas zu essen eingedeckt, und waren früh zu Bett.

Der Startturm der Bobanlage ist auch nicht so prickelnd, die Abgrenzungsmauer scheint auch sanierungsbedürftig.

Startturm der Bobbahn

Unser Plan war, nur zwei Übernachtungen zu machen, aber die Wettervorhersage hatte für den Samstag nur grausames Wetter mit viel Regen angesagt, sowohl für Sigulda als auch für Vilnius, muss man nicht haben! So haben wir in Sigulda um eine Nacht verlängert, und auch das schon gebuchte Apartment in Vilnius konnten wir um einen Tag verschieben, alles Bestens.
Heute haben wir dann die s.g. Sehenswürdigkeiten von Sigulda abgearbeitet, wobei  das „Neue Schloss“ und das dahinterliegende „Alte Schloss“ sehr interessant waren.  Das „Alte Schloss“ ist zwar eine Ruine, aber sehr schön restauriert.

Das „Neue Schloß“

Der Burghof ist zu einer Open-Air Bühne ausgebaut, in dem regelmäßig Opernaufführungen stattfinden, stellen wir uns sehr spannend vor. Ein Wachturm ist bis zur Spitze zu begehen, für Behinderte wurde sogar ein Aufzug eingebaut. Wir sind zwar nicht behindert, haben ihn trotzdem benutzt 🙂
Unser Weg führte uns weiter zu der einzigen in Lettland existierenden Seilbahn, die das Tal der „Gauja“ überquert. Eine Verbindung von Sigulda nach Krimulda, mit einem schon von Weitem gut zu erkennenden prachtvollen Gebäude.

Gondel über das Tal der Gauja

Irgendein Ritter oder wer auch immer hatte sich dort eine Herberge angelegt, mit Gesindehaus, einem Schweizerhaus, Stallungen für Pferde und Kutschen, einer Destille und Kräutergarten etc. Sehr verheissungsvoll .
Und dann waren wir da.
Die Nebengebäude sind noch bewohnt, aber alle sind wohl kurz vor dem Verfall, und das als Prachtbau erkannte Gebäude entpuppte sich als renovierungsbedüftiges Sanatorium, welches noch als orthopädisches Rehazentrum in Betrieb ist. Von aussen schon fragwürdig, aber ein Blick ins Innere löste bei schon wieder Beklemmungen aus, alles eng, erdrückend, da möchte ich nicht hin. Und wir haben so schnell wie möglich den Rückweg mit der Gondel angetreten. Eine einzige Enttäuschung!!!

Wobei man festhalten muss, es gibt hier schon einige wunderschöne Villen, die sind allerdings in so kleinen Nebenstrassen. Und in einer Stadt von knapp 4.000 Einwohner haben wir schon mindesten 5 Kindergärten gesehen, alle mit einem Riesenareal zum Spielen angelegt, hier haben die Kinder bzw. deren Betreuung eine andere Gewichtung als bei uns.

Und seit 16:00 Uhr regnet es, wir haben wohl die richtige Entscheidung getroffen, hier noch einen Tag zu verlängern 🙂 …  – wegen des Wetters

08.06.2016 – Tartu

Nach einem sehr leckeren Frühstück ging es zu den Sehenswürdigkeiten, dem Stadtplan folgend und den angegebenen Sehenswürdigkeiten, es waren nicht so viele.
Also ab auf den Domberg, neben dem Amtsgericht sind dort auch etliche Institute der Universität untergebracht, und halt auch der Dom. Dieser Dom ist allerdings nur noch eine Ruine, das Hauptschiff ist renoviert und beherbergt eine Uni-Bücherei.
Dann weiter zum Bahnhof, sehenswert, und von dort war es nicht weit zum „KGB Museum“, also hin, denn mehr gab es in Tartu nicht zu sehen. Also standen wir vor der im Reiseführer genannten Adresse, und es war ein einfaches Wohnhaus, mit teils zu Büros ausgebauten Wohneinheiten, aber kein Hinweis aufs KGB Museum. Wir also ins Haus, suchend, und eine freundliche Estin, die dort anscheinend wohnte oder abeitete, bot ihre Hilfe an, allerdings KGB Museum hatte sie noch nicht gehört. Bis wir eine Tür zum Keller entdeckten, mit KGB Keller Aufschrift. Warum die nette Dame das nicht wusste???
Wir in den Keller, den Eintrittsobolus von 2,- € entrichtet, und man war mitten in den ehemaligen KGB Originalzellen. Schauderhaft, die aussgestellten Exponate bezogen sich hauptsächlich auf den Kampf der Partisanen gegen die russische Besatzung zum Ende de 2. Weltkrieges, wobei die Partisanen aus jungen Abiturienten bestanden. Zudem wurden wir auf einmal beschallt mit lauten russischen Befehlen, Türknallen, Wimmern, es wurden die damaligen Verhältnisse in diesem Kerkerbereich akustisch vermittelt. Das mit den optischen Eindrücken gekoppelt, ein äußerst beklemmendes Gefühl. Besonders „der Karzer“ ließ mich fast würgen, 0,8 qm, darin eine schmale Bank und ein Abort. Die  Info besagte, am 1. + 2. Tag gab es 0,5l Wasser, am 3. Tag zusätzlich 0,5l Suppe….usw. Normal waren 8 Tage Karzer, wenn man z.B. tagsüber saß oder lag, was verboten war. Ich stoppe mal, ich merke wie es gerade in mir wieder brodelt.
Auf dem Weg zu unserem Hotel entlang einer stärker befahrenen Hauptstrasse auf einmal ein Geräusch wie „Eisen rutscht auf Asphalt“, und wir sahen einen einzelnen Reifen die Strasse entlangrollen, dieser kam auf einmal wieder zurück, drehte eine Kuve und wieder die andere Richtung. Und dann sahen wir die Quelle dieses Schauspiels:

Der Pecchvogel

Der Pecchvogel

Der Pechvogel

Der linke Vorderreifen hatte sich gelöst und ist dabei gegen ein entgegenkommendes Auto geprallt, deshalb kam uns der Reifen auch wieder entgegen. -:)
Ist aber keinem etwas passiert.

Die letzte Attraktion, die wir noch nicht gesehen hatten, heisst „Pulverfasskeller“, den haben wir dann allerdings abends gemacht nach einem leckeren Essen bei einem „Chinamann“, man muss auch mal was anderes essen als immer lokales Essen. Jedenfalls sind wir so um 22.00 Uhr dort rein, der Pub wurde in ein wunderbares Gewölbe integriert, sehr schön gemacht, keine Frage, und mit einem interessanten Logo:

Das „Pulverfass“ Logo

Es fanden gerade irgendwelche Aufbauarbeiten statt, haben wir zwar nicht verstanden, um was es ging, aber egal, etwas trinken und gucken, geht schon. Zur Info: wir haben den Alterssdurchschnitt ganz schön nach oben geschraubt, nur junges Volk.
Es würde zu lange dauern, zu beschreiben was da abging, jedenfalls hiess das Spiel“Bier Pong“, wen es interessiert, sollte im Internet nachschauen, wir haben es nicht ganz verstanden, egal.

Das berühmte „Beer-Pong“ Spiel

Das Highlight war eine Truppe, die hinter uns etwa erhöt saß, deshalb konnten wir die vorher nicht so sehen.
Eine kleine Truppe der Hell´s Angels aus Lettland und aus Estland, bestehend aus jeweils 3 Leuten, und die, die was zu sagen hatten, sahen nicht so vertrauenserweckend aus, bestimmt ein Chaptertreffen wegen Kooperation etc, so meine Spekulation, alles friedlich. Hab mich nicht getraut ein Bild zu machen 🙁

07.06.2016 – Tartu

Heute sind wir bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von 16º in Tallinn los Richtung Tartu gefahren. Aus Tallinn heraus ging es ganz gut, und die Strecke nach Tartu waren erstmal stinklangweilig 100 km, fast nur geradeaus, kaum Verkehr.
Das einzige Highlight war allerdings der Tankvorgang, gilt eigentlich bisher für alle Tankstellen:
man fährt an die Säule, nimmt den Zapfhahn, hält ihn in den Tank, und nichts passiert, nichts! Nicht wie bei uns, tanken, in die Tankstelle rein zum bezahlen.  Dann schaut man zurück, und man sieht verblüffte Gesichter vor einem Automaten an der Zapfsäule stehen, der irgendwie mit Geld oder Kreditkarte gefüttert werden will, bevor irgendwas passiert. Und jede Tankstelle funktioniert anders!!! Nach etlichen Versuchen half uns eine freundliche Estin, so dass  wir wenigstens für 10,-€ tanken konnten (1,12€/l). Die BAS als Tankassistentin hat dann versucht, bei anderen Kunden abzuschauen, wie es denn funktionieren könnte. Leute gab es genug, denn duch unsere Blockade hatte sich schon einige Kunden eingefunden. Naja.
Eine klare Erkenntnis hat sich allerdings nicht eingestellt. So werden wir wie bisher das „Try and Error“ Tanken exerzieren.
Bevor wir auf gut ausgebauten Landstrassen in Tartu eintrafen,  überraschte uns ein Hinweisschild mit dem Hinweis:  Baustelle, 10km, war so angezeigt. Aber weit und breit nichts zu sehen. Doch nach einer Kurve war die Baustelle dann doch da: Erst einseitig asphaltiert, die Gegenseite erhielt gerade die zweite Deckschicht, danach trafen wir dann auf den richtigen Streckenbau, geschotterter Untergrund, und mit neuem Boden verfüllte Stellen, Gott sei Dank war es trocken, im Nassen hätte ich dort nicht her fahren mögen.

Tartu ist mit 100.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Estlands, davon sind ca. 19.000 Studenten und sie ist die Hauptuniversitätsstadt Estlands.
Wir wohnen in einem schönen Hotel direkt am Rathausplatz.

Unser Hotel „Drakoon“ in Tartu (mit Drachenwesen an der Rezeption)

Der Rathausplatz macht einen schönen Eindruck, auch die Umgebung, was man auf den ersten Blick so sehen konnte.

Blick auf den Rathausplatz

Auch die Preise sind um einiges moderater als in Tallinn, was unser obligatorischer Nachmittagssnack, Saku und Knoblauchbrot,  auch bestätigte.

Zum Abendessen haben wir uns von der lokalen Küche losgesagt und sind zu einem Italiener gegangen, haben dort für kleines Geld sehr gut gegessen.
Anmerkung: die italienische Küche scheint in Estland sehr beliebt zu sein, überall gibt es eine große Anzahl von Pizzerien, und immer gut besucht.
Nach einem Abendspaziergang machten wir noch einen kleinen Absacker in einem Pub, und ich musste auch dringend zur Toilette, und nicht zum Urinal. Und dann schaute ich in ein Glasfenster, siehe unten:

Das „Toilettenbild“

Sehr ungewöhnlich 🙂

06.06.2016 – Immer noch Tallinn

Sonntag, der 05.06.2016
Nach dem gestrigen Abend haben wir doch etwas länger geschlafen, und ausgiebig gefrühstückt. Denn es is etwas eingetreten womit wir gar nicht gerechnet hatten:

DER ERSTE REGEN SEIT WISMAR!

und die Temperaturen sind auch ganz schön unten. Allerdings dauerte der Regen nur 5 Minuten. Ich weiss, zu dem, was zu Hause los ist, ist das nichts Weltbewegendes, aber immerhin.
Gegen Mittag war die Sonne wieder da.
Also machten wir uns auf den Weg zu den kleinen Geheimnissen, die bisher von uns noch nicht entdeckt worden waren. Allerdings waren wir nicht allein, denn es hatte ein Kreuzfahrtschiff in Tallinn angelegt, und entsprechend voll war es auch, überall Gruppen, und alles im Schnelldurchgang. Schade für die Leute, wir hatten da mehr Zeit.
Und so haben wir uns ausgiebig die Altare in der Nikolaikirche angeschaut, weche heute als Museum dient. Sehr beeindruckend die Präsentation sowie entsprechende Erklärungen. Im Wesentlichen geht es um das Werk des Malers Bernt Notke aus Lübeck, der im 16. Jahrhundert das berühmte Gemälde „Der Totentanz“ sowohl für Lübeck als auch fürTallinn erstellt hatte (Tallinn hat einige Jahrhunderte vorher das „Lübecker Stadtrecht“erhalten, deshalb dieser Bezug zu Lübeck)

Der Totentanz (ist mit einer Kunststoffscheibe geschützt)

Auch ist ein Altar des Altarbauers Hermann Rode ausgestellt, der bauartgleich auch in Lübeck errichtet wurde.

Herman Rode Altar 1481

Dafür lohnt es sich, diese Ausstellung zu besuchen.
Weiter ging es durch die Stadt, und zum späteren Nachmittag merkte wir doch, dass es nicht mehr so wuselig und voll war in einigen Gassen, die Finnen waren wohl alle zurück zu den Fähren. Auch abends war es leicht einen Platz im Restaurant zu erwischen, wobei wir Glück mit einer Kellerkneipe hatten (der ältesten in Riga, laut Schild), preisgünstiges Essen und auch sehr schmackhaft.
Auch der Club Hollywood direkt vor unserer Haustür war geschlossen, die „Reichen und Schönen“ nehmen wohl Anlauf für das nächste Wochenende.

Am Montag dann sind wir Richtung Neustadt mit moderner Architektur,  vielen Apartment Neubauten (so 2.500,-€/qm), aber auch noch einer versteckten, kleineren Siedlung von Hölzhäusern, sehr idyllisch und vor allem ruhig gelegen.
Im Kadriorg (Katharinnental) war unser Ziel das Schloss Kadriog, erbaut von Zar Peter I., so um 1720. Eine schöne Anlage, von aussen frisch renoviert, innen leider geschlossen.

Das Katharinenschloss

In dem dahinterliegenden Herrenhaus befindet sich der Amtssitz des estnischen Präsidenten.
Direkt daneben liegt das modernste Museum Estland aus dem Jahre 2006 mit zeitgenössischer estnischer Kunst. Aber wie die meisten Museen der Welt Montags geschlossen, na ja.
Weiter ging es durch den Park Richtung Ostsee, mit einem Blick auf den Hafen. Hinter den Fähren liegt ein Schiff der AIDA Flotte, (haben wir auch erst in der Altstadt anhand einer Fahrradtruppe mit AIDA Rädern gemerkt),  sonst sind es Fähren.

Der Hafen von Tallinn (ganz hinten liegt eine AIDA)

Neben den üblichen Edelkarossen fiel uns doch ein besonderes Auto auf, ein BMW I8. Scharfes Teil (kann ich auch nicht bezahlen 🙂 )

BMW I8

Und dann nach 10 km Tippelei sind wir nach dem üblichen Bierchen und einer Portion Knoblauchbrot zurück in unsere kleine Wohnung, denn Christel musste das „Gewaschene“ noch „Bügeln“ 🙂 🙂

Christel´s Hobby

Morgen geht es weiter zur Universitätsstadt Tartu in den Osten Estlands, Fahrstrecke ca. 230 km. es sind noch recht frische 14º angesagt, aber kein Regen. Dort wollen wir nur zwei Nächte bleiben, und dann weiter nach Sigulda, dem Wintertsportort von Lettland.

04.06.2016 – Tallinn

Was soll man sagen?? Der Eindruck des ersten Abends wurde noch verstärkt, eine Stadt mit unendlich vielen restaurierten Gebäuden, überwältigend.
Freitag morgens ging es nach unserem ersten selbstgemachtem Frühstück auf Entdeckertour, vorbei an dem Schloss zur gegenüberliegenden russisch-orthodoxen Basilika, vorbei an Teilen der alten Stadtmauer, den Wehrtürmen, Kirchen jeglicher Konfession, es ist einfach zuviel zu beschreiben.  Der Blick auf die Altstadt sagt eigentlich alles.

Blick über Tallinn, im Hntergrund die Neustadt

Auf dem Rathausplatz läuft immer noch das Altstadtfestival, mit fast auschließlich lokalen Orchestern, Chören, Tanzgruppen und Einzelsängern. Allerdings ist um 22.00 Uhr Schluss. Egal, man kann auch abends noch gemütlich durch die Gassen schlendern. Wobei abends erst um 23:00 Uhr zu beginnen scheint und noch sehr viele Leute unterwegs sind.
Direkt vor unserer Wohnung ist der Club Hollywood, und dort waren schon am Tage vorher Konstruktionen aufgestellt worden mit Hinweis auf ein spezielles Event. Um was es ging, konnten wir nicht ausmachen. Als wir allerdings nach Hause kamen, merkten wir, wie die „REICHEN und SCHÖNEN“ sich vor dem Eingang des Eventpalastes sammelten.

Die „Reichen und Schönen“ laufen ein.

Wir hatten von unserem Fenster einen Logenplatz, aber irgendwann reichts. Morgens um 6:00 Uhr wurde ich wach durch ein Riesengekreische draussen. Ein Blick aus dem Fenster: Vier doch sehr stark angetrunkene Mädels tanzten um den Brunnen herum, und wie es kommt, ein Mädel rutschte aus, und lag im Wasser. Ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen 🙂

Am nächsten Tag ging es weiter auf Erkundungstour, die Temperaturen sind auf 16º gefallen, angenehm. Wir entdeckten  immer neue Ecken und Gassen, wobei wir auch ausserhalb der touristischen Pfade laufen, was ja auch zu dem Gesamteindruck einer Stadt gehört. Es ist müssig, dies Alles beschreiben zu wollen, muss man selbst erleben.
Nachmittags entdeckten wir ein Brauhaus, welches leckeres selbstgebrautes Pilsener anbietet, sehr schmackhaft. Ein leckeres Pilschen mit einem Knoblauchbrotsnack, was will man mehr.
Wieder  in der Wohnung, und auf einmal draussen ein „Riesengekreische“, so ähnlich wie frühmorgens.
Ein Blick aus dem Fenster sorgte für Klarheit. Auch hier gibt es die (Un)sitte der Jungesellen/sellinnen Abschiede. Und eine Mädeltruppe zelebrierte eines dieser Abschiede, allerdings auf eine für uns ungewohnte Art und Weise:
Die Mädel waren alle leicht und aufreizend angezogen, und hatten auch etwas zu verkaufen: Tequila! gegen einen Obolus! Wieviel konnte ich nicht erkennen.
Der Ablauf der Zeremonie war etwas ungewöhnlich, das Salz musste vorher aus einem Dekolleté gelutscht werden, dann wurde das Getränk von einem anderen Mädel in den Mann geschüttet, und die Zitrone musste von den Lippen eines weiteren Mädels übernommen werden.
Daraufhin prägte Christel den nächsten Ausspruch:

„DU GEHST HIER NICHT ALLEINE RAUCHEN, DA GEH ICH MIT“

Aber das war noch nicht alles an dem Abend. Auf dem Weg zum Abendessen sahen wir die Truppe nocheinmal in eine Stretchlimousine einsteigen. Erleichterung bei uns……
Nach einem miesen Abendessen (im Gegensatz zum vorherigen Abend) machten wir uns nochmal auf eine Runde, und landeten wieder in der Brauerei zu einem Absacker.
Diesmal suchten wir einen Platz im Inneren, sehr großer Raum mit etlichen Nebenräumen, schön gemacht, und es gab viele Menschen. Aber wir schafften es ein Plätzchen zu finden, an einem Tisch wohl mit zwei finnischen Pärchen. So kurz vor 23:00 Uhr wurde die Musik lauter, auf einmal sprang eine 10-köpfige Tanzgruppe auf eine Freifläche, und ich dachte, ich wäre auf dem Oktoberfest!

Ein Teil der Tanztruppe

Und das Publikum wurde in den Auftritt einbezogen. Alle hatte einen Riesenspass, ich war einfach nur verwundert, ist ja auch genau meine Welt. Die Finnen neben uns waren gar nicht zu halten, der Alkohol hatte sein Übriges getan.
Und dann gab es live Musik, was den Stimmungspegel nochmals anschwellen liess! Bin ich denn in Willingen???
Total begeistert waren wir von der „Älteren Dame“, siehe Bild, geschätzte 88 Jahre. Als der erste Ton der Liveband erklang tanzte sie sofort und hatte einen Riesenspass.

Die Flotte Dame

Interessant war auch der Organist, so etwas hatten wir noch nicht gesehen:
Ihm fehlten am linken Zeigefinger und Mittelfinger jeweils die ersten zwei Glieder! Braucht man die????

Der Organist

Aber das störte ihn ncht und machte die Musik nicht schlechter. Hut ab!

Als dann die Finnen anfingen, auf Tischen und Bänken zu tanzen, war es Zeit zu gehen. Aus dem kleinen Absacker ist doch ein längerer Abend geworden, aber wir können ja aufstehen, wann wir wollen.

TOTAL SCHARF!

03.06.2016 – Tallinn

Gestern haben wir uns dann zeitig von Saaremaa auf den Weg nach Tallinn gemacht.
Die 220 km bis dorthin waren auch nicht viel schöner als die bisher gefahrenen 1.800 km, viel Gegend, ganz gut ausgebaute Strassen, und kaum Verkehr. Und ganz viel geradeaus, das wussten wir ja vorher, aber trotzdem.
In bzw. vor Tallinn nahm der Verkehr zu, klar, bei 420.000 Einwohnern von knapp 2 Mio. insgesamt. Nach einem kleineren Disput mit meinem Navi haben wir die Anlaufadresse zu dem Apartment gefunden.
(Grund des Disputs: sobald Christel und ich aus dem Sprechmodus heraus sind, hören wir auf einmal Musik, welche auf meinem Iphone gespeichert ist. Die Ansagen auf dem Navi hören wir dann zusammen, aber in der Großstadt auf unbekannten Strassen istlute Musik nicht so prickelnd. Also heisst es, Sprechmodus aus, Navi neu starten, dann geht es, haben wir herausgefunden. Aber das nervt, diese Tour noch, dann kommt ein richtiges Navi )
Wir hatten einen Stellplatz gemietet, in einem Hof, Gott sei Dank, denn hier in der Altstadt zu parken ist fast unmöglich. Der Vermieter teilte uns dann mit, dass die Wohnung im 5. Stock liegt, und kein Aufzug!!!! Ach du meine Güte! Und das Treppenhaus hatte auch schon bessere Zeiten gesehen, jedenfalls alles nicht so prickelnd! Dann schnaufend angekommen, betraten wir eine schöne kleine Wohnung, mit separatem Schlafzimmer, voll eingerichteter Küche, und einer Waschmaschine, samt Bügeleisen und Bügelbett. Christel jubelte, endlich waschen!?

Christel´s Waschtag

Die Wohnung liegt zentral, ein paar Meter bis zur Altstadt. Unser erster Weg führte in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum, mit einem Lebensmittelbereich der dem von Edeka Zurheide nicht viel nachsteht.

Dann ging es in die Altstadt, und zu unserer Überraschung findet in dieser Zeit das alljährliche Altstadtfestival statt, mit einer großen Bühne auf dem Rathausmarkt, und auch vielen Menschen. Wenn man sich umschaute, überall historische Bauten, ein kaum zu beschreibendes Bild, was sich uns da bot. Und je weiter man lief, desto weniger kam man aus dem Staunen heraus.

Blick in die Innenstadt

Ein herrliches Panorama, klar, auf Augenhöhe eine Unzahl an Restaurants, im Bereich des Rathauses auf Mittelalterlich getrimmt, sehr beeindruckend, die Preise allerdings auch. Und wie es das Glück will, liegt direkt vor unserer Wohnung wieder eine Strasse mit etlichen Bars, etliche doch mehr als leicht angetrunkene Finnen und Engländer, uns schwante Schlimmes.
Es war nicht so schlimm die Nacht, da sind wir aus Riga härteres gewohnt, alles im normalen Rahmen.

Nach einem selbst gemachten, ausgiebigen Frühstück ging es dann wieder in die Stadt, wie schon gesagt, ich kann es nicht beschreiben, ein Highlight nach dem anderen.  Diese Stadt muss man gesehen haben!!!

Das Schärfste heute war allerdings eine Kirche, die Olaf Kirche im nördlichen Bereich der Altstadt, eigentlich relativ schmucklos, aber was wir dann sahen, ich bekam den Mund nicht zu.

Die High-Tech Olaf Kirche

An jedem Pfeiler sind Flachbildschirme angebracht mit Übertragung des Altarbildes, Lautprecher sind auf den Bankreihen aufgeständert, an den Stützpfeilern jede Menge von Lautsprechern….entweder sind die alle taub, oder ich weiss es nicht.
Zu mehr kamen wir heute nicht, mussten noch helle Wäsche machen, aber morgen haben wir ja auch noch einen Tag 🙂 und Übermorgen und Überübermorgen…….