23.06.2016 – Danzig

Bei schönstem Wetter haben wir uns auf den Weg gemacht, die Altstadt von Danzig ein bisschen zu erkunden.
Ich kann es gar nicht so richtig in Worte fassen, wie ich bzw. wir die Stadt erlebt haben, die wunderschön restaurierten Gebäude bieten einen äusserst imposanten Eindruck, dazu die unendlich vielen Kirchen, deshalb im Folgenden nur ein paar Highlights:
1) Die Brigittenkirche
Diese Kirche wurde nach dem Wiederaufbau bis zum Jahre 1975 zum inoffiziellen Gotteshaus der Lenin-Werftarbeiter, und wurde während der Streiks im August 1980 eine Stütze der“Solidarnosc“.

Die Brigittenkirche

Die Innenaustattung der Kirche besteht aus Zeitdokumenten dieser Bewegung sowie aus patriotischen Symbolen bis in die Neuzeit. Auch befindet sich dort ein Denkmal des 1984 von der Geheimpolizei  ermordeten Pfarrers Jerzy Popietusko.
Beeinruckend ist der Altar, fast komplett aus Bernstein.

Brigittenkirche – Der Altar ist teils aus Bernstein

Ich muss sagen, dass diese Kirche im Gegensatz zu den bisher besuchten Kirchen mich am meisten angesprochen hat, wohl auch der Tatsache geschuldet, dass wir die Historie ja noch hautnah miterlebt haben.

2. Bürgerhäuser am Langen Markt
Als Beispiel mag das Steffenshaus dienen, eingefügt in einer langen Reihe von Prachtbauten.

Das Steffenshaus, auch Goldenes Haus genannt

3. Architektur
In Danzig muss es sehr gute Stadtarchitekten gegeben haben, und jetzt auch noch, denn die Neubauten passen sich gestalterisch hervorragend in die vorhandene Bausubstanz ein.

Alte und neue Architektur neben dem Krantor

Und es geschieht noch unheimlich viel in der Stadt, z.B. wird die Speicherstadt zur Zeit ausgebaut. und ich bin mir sicher, dass diese Bauten ein weiteres Highlight darstellen werden.

Wir hatten das Glück, uns diese Stadt in aller Ruhe anzuschauen, und ich bin mir sicher, dass wir dort nochmals hinfahren werden, zu imposant sind doch die Eindrücke.
Kurz zu den Preisen, wir haben an der „Lange Markt“ Strasse, mitten im Zentrum, für wenig Geld hervorragend gegessen, ein 0,5l Bier mit 2,-€ war dort schon hochpreisig.
Wie in Gizycko wurden wir auch hier, entgegen meinen Erwartungen, überall freundlich aufgenommen, und ich habe einen Riesenrespekt vor der Leistung des polnischen Volkes, wobei ich nicht die aktuelle politische Lage akzeptiere.

21.06.2016 – Danzig

Bei nicht ganz so guten Wetterprognosen sind wir weiter nach Danzig. Hatten aber Glück, dass wir nur ein bisschen Regen abbekommen haben. Die Fahrt über Landstrassen nach Danzig hat einen Riesenspass gemacht, hügelig, mit schönen Kurven, tolle Landschaft, was will man mehr!
Bis wir auf die Autobahn „S7“ kamen.  Zu Anfang vierspurig verengte sich dann die Bahn zu einer zweispurigen Landstrasse, und einer kilometerlangen Baustellenstrasse, da parallel die „S7“ zur Zeit weiter ausgebaut wird. Da war das Fahren hinter Baustellenfahrzeugen nicht ganz so lustig.
Aber wir haben alles gut überstanden und Dank der „NAVITANTE“ auch unser Appartment schnell gefunden. Eine sehr schöne Unterkunft, inmitten der Altstadt, mit einem grossen Balkon, nur ca. 100m von dem berühmten Krantor entfernt. Die Appartmentanlage wurde 2012 gebaut und passt architektonisch hervorragend in die Umgebung.

Der Innenhof

Auch ein Supermarkt ist in direkter Nähe, so dasswir verpflegungstechnisch gut versorgt sind.
Ein erster Rundgang entlang des Flusses Mottlau und der „Langen Strasse“ bei nicht so gutem Wetter hinterliess einen sehr, sehr positiven Eindruck, alles sehr schön restauriert, zumal Danzig im 2. Weltkrieg zu 80% von den Russen zerstört worden war.

Die „Lange Strasse“

Am nächsten Tag, auch bei nicht so schönem Wetter, hatten wir Glück, auf einen gut Deutsch sprechenden Reiseführer zu treffen. Viele Reiseführer sind mit kleinen E-Tranportern unterwegs und bieten Stadtrundfahrten von 1 Stunde Dauer an. Man erhält viele Informationen und kommt in Gegenden, die nicht unbedingt von jedem Touristen erschlossen werden.
Beeindruckend war der Besuch an der „Danziger Werft“, von der schon 1970 die ersten Protestbewegungen gegen das Kommunistische Regime ausgingen. Berühmt wurde die Werft durch die „Solidarnosz“ Bewegung in den 80 Jahren, die maßgeblich an der politischen Neuausrichtung Polens beteiligt war. Die Werft ist längst stillgelegt, auf dem Gelände befindet sich jetzt ein Museum und ein Mahnmal.

Die berühmte Danziger Werft, die Geburtsstätte der „Solidarnosz“ Bewegung

Den weiteren Tag sind wir dann bei leicht regnerischem Wetter durch die Altstadt getippelt, heben uns aber viel für Mittwoch und Donnerstag auf, die Wettervorhersage sagt Sonnenschein voraus.
Einen Wehmutstropfen gibt es noch:
Unser Fernseher emfpängt kein deutsches Programm (aber ca. 100 polnische Sender + BBC News), so dass wir uns gestern das Spiel Deutschland-Nordirland nicht anschauen konnten. Auch Ausschnitte des Spiels waren nach dem Spiel der Polen gegen die Ukraine nicht zu sehen. Statt dessen eine ewig dauernde Beweihräucherung der polnischen Spieler (Lewandowski ist hier überall zu sehen), obwohl die Leistung recht fragwürdig war. So ist das eben.
Auch die Spiele um 21:00 waren im öffentlichen polnischen Fernsehen nicht zu sehen, ist einfach traurig.

19.06.2016 – Gizycko

Bei herrlichstem Wetter sind wir los, Richtung Ketrzyn (Rastenburg) zur „Wolfsschanze“, dem ehemaligen Führerhauptquartier im Osten Polens. Und so fuhren wir über sehr gute Strassen zuerst Richtung Norden, der „63“ folgend, eine Wohltat nach den teilweise miesen Strassen der vergangenen Tage. Und fuhren und fuhren, quasselten über die Sprechanlage miteinander, und dabei haben wir wohl einen Abzweig verpasst, denn die als“63″ gekennzeichnete Strasse wurde immer enger. Als wir durch ein kleines Dorf fuhren, sahen wir nur staunenende Gesichter, als hätten die noch nie ein Motorrad gesehen, na ja.
Bald war uns klar,  warum. Wir standen plötzlich vor einem „geschickt verboten Schild“, und einem weiteren Schild „Fußgänger verboten“! Manchmal nehme ich diese Schilder nicht ganz so ernst, aber das war doch ein bisschen zuviel. Erst mal auf Google Maps schauen, Standortbestimmung. Ach du Deibel, wir waren knapp 500m von der Polnisch/Russischen Grenze entfernt, und es gab keinen offiziellen Grenzübergang, Niemandsland. Das hätte ja heiter werden können, wären wir denn weitergefahren.

So hat uns dann die „NAVITANTE“ (als Strafe) über eine 5km lange Kopfsteinpflasterstrasse geschickt, nicht wirklich lustig.

An der „Wolfsschanze“ angekommen, waren wir doch erstaunt über den vollen Parkplatz. Mit ein bisschen gemischten Gefühlen sind wir dann auf das Gelände, und als erstes nahmen wir alte Militärfahrzeuge wahr, die Fahrten durch das Gelände anboten. Ich fand dass doch sehr unangebracht.

Wolfsschlucht – Alte Militärfahrzeuge bieten Rundfahrten an

Die „Wolfsschanze“ war der Tarnname für ein militärisches Lagezentrum des Führungsstabes der deuschen Wehrmacht während des zweiten Weltkrieges. Es wurden zwischen 1940-1944 ca. 100 Gebäude errichtet, und ab 1941 nach Beginn des Krieges mit der Sowjetunion war dies der Hauptaufenthaltsort von Adolf Hitler.

Wolfsschlucht – Lageplan

Wolfsschlucht – Legende

Hier fand am 20. Juli 1944 das fehlgeschlagene Attentat von Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler statt. Hitler verliess dann am 20. November 1944 endgültig diesenOrt, als die Rote Armee nur noch wenige hundert Kilometer entfernt stand.
Als im Januar 1945 die Rote Armee näher rückte, wurden alle Objekte von der Wehrmacht gesprengt, die Reste der Anlage ist eine Touristenattraktion in den Masuren.

Gedenkstein Hitler Attentat

Hitler Bunker

Hitler Bunker – Eingestürzte Konstruktion

Der Durchgang durch die Anlage löste bei mir schon beklemmende Gefühle aus, im Speziellen etliche Besuchergruppen, die sich für mein Empfinden dem Ort und der Ernsthaftigkeit gegenüber ungebührlich verhielten, aber das ist subjektiv.

18.06.2016 – Polen, Masuren, Gizycko

Bei herrlichstem Sonnenschein ging es zeitig los nach Gizycko, einem als Seeglerparadies bekannten Ort an der Masurischen Seenplatte. Unterwegs in Litauen wurden wir zwar von einem leichten Schauer überrascht, aber harmlos. Die ersten 150 km bis Marijampole waren gut – zu gut zu fahren, ein bisschen Wind, kein Problem. Ab Marijampole ging es Richtung Süden zur polnischen Grenze. Und aus dem Nichts trat so ein heftiger auf, dass mir zuerst Angst und Bange wurde. Das Fahren auf dem mit Spurrillen übersäten Pflaster gepaart mit dem Wind fühlte sich an „Wie wenn man mit einem Plattfuß“ fährt. Dazu taten die entgegenkommenden LKW´s mit dem Sog ein Übriges. Mir schoss es durch den Kopf, bitte nicht schon wieder einen Plattfuß, so ähnlich ist dieses Fahrgefühl.
Aber es war Gott sei Dank kein Plattfuß. An der Litauisch/Polnischen Grenze kam zu den widrigen Umständen noch das unsägliche Fahrverhalten der polnischen Verkehrteilnehmer. Direkt hinter der Grenze zog ein LKW Fahrer hinter mir raus, um mich und den vor mir fahrenden PKW zu überholen. Die Strasse verengte von 2 Spuren auf eine Spur, was den LKW veranlasste, auf Höhe des PKW ohne zu schauen nach rechts zu ziehen, und nur ein plötzliches Bremsen es PKW verhinderte, dass er im Graben landete. Wir hatten glücklicherweise genügend Abstand, um die Situation schadlos zu überstehen.
Nach 30 km heftigsten Windes und wirklichem Kampf ging es bei Suwalki über Landstrassen Richtunng Gizycko, eine Wohltat. Viel Wald bremste den heftigen Wind, es ging über tolle Kurven und hügeliges Gelände, das BAS+BAF Herz schlug höher, eine tolle Gegend entlang der kleinen Seen, eine wunderschöne Landschaft, bis….
wir von einem Feuerwehrmann zum Halten aufgefordert wurden. Ein Baum hatte sich in einiger Entfernung quergelegt, und ein LKW hatte wohl Schaden genommen, was wir so sehen konnten. Und es sah nicht so aus, dass die  Feuerwehr alles im Griff hatte. Bei uns hätte man den Verkehr locker regeln können, aber es wurde alles geblockt, Autos wendeten, was tun? In radebrechendem Englisch wurde uns bedeutet, dass die Sperrung noch lange dauern könne, und wir doch besser umdrehen sollten, dem vor uns auch drehenden PKW folgen sollten.
Aber der war relativ schnell, dass wir auf einmal auf einer Schotterstrecke landeten, und auch die Navi-Tante uns zum Wenden aufforderte (was die eigentlich nie macht, sondern sofort neue Strecken angibt). Und nach einiger Verwirrung haben wir dann über gefühlte etliche Kilometer den rechten Weg gefunden.
Wieder vorbei an herrlicher Landschaft erreichten wir die Stadt Gizycko, allerdings hatten wir noch einen Zwangsstopp vor einer Drehbrücke, die die Fahrtrichtung für Seegler und andere Wasssersportler offenhielt.

Die Drehbrücke

Der Himmel hatte sich zwischenzeitlich erschreckend zugezogen, aber wir haben es noch rechtzeitig in unser Hotel geschafft, zwar ein bisschen außerhalb,, funktionell, aber für 45,-€/Nacht für uns beide mit Frühstück, alles Bestens.
Und dann erlebten wir das 1. Gewitter während unserer Tour, aber wir waren ja im Trockenen.  Nachdem der Himmel wieder aufklarte beschlossen wir, in dasStädtchen zu gehen, um polnische Szloty zu besorgen, bis jetzt waren wir ja immer im Euroland.
Wir hatten Glück, keine hundert Meter von unserem Hotel gab es innerhalb einer Marina einen Bankomat. Danach haben wir erst mal was zu trinken besorgt, und haben uns über die Preise gewundert. gemäß der „Bierwährung“ kostet ein Bier 6,50 ZLT, umgerechnet 1,47€. Und so haben wir uns hingesetzt, und den herrlichen Blick auf den masurischen See „Jez Niegozyn“ genossen.

An einem See der Masurischen Seenplatte

Ein wunderschöner Ort der Ruhe nach der Großstadt. Einzig störend war der immer heftig werdende Wind, der gegen spät abends noch schlimmer wurde. Und dass wir im Zimmer keinen Sender empfangen können, der Fußball zeigt, nur irgendwelche undefinierbaren polnischen Sender.

Heute haben wir uns auf den Weg ins Städtchen gemacht, der Wind hatte nachgelassen, und wir waren guten Mutes. Der als Strand ausgewiesene Bereich war ein Strändchen, zwar viel „mobile Restaurants“, aber keine, welche einem zum Verbleib animieren konnten.

Gizyycko vom Haupthafen

Auch das Städtchen entpuppte sich nicht als Highlight, muss man nicht gesehen haben.
Der Wind hat gegen abend nachgelassen, und für morgen steht eine Rundtour um die Seen an.