11.06.2017 – Fahrt nach Anserall

Wir sind zeitig los aus Jaca, eine Strecke von fast 290 km bis Anserall war angesagt. Anserall liegt ca. 2,5km nördlich von La Seu D´ Urgell, einer Provinzstadt ca. 20 km südlich von Andorra.
Der Wettergott meinte es auch wieder gut mit uns, ca. 35` waren angesagt. Nach 20 km durch die „Grillebene“ ging es dann schon ab in die Berge, die Temperaturen waren morgens noch sehr moderat. Die Navigation war diesmal eigentlich unerheblich, da wir immer der Nationalstrasse N-260 bis zu unserem Ziel folgen mussten.
Und es ging bergauf-bergab, gespickt mit Kurven von allen Schwierigkeitsgraden und durch herrliche Landschaften, soweit ich das mitbekommen habe. Diese Strasse ist ein Traum für alle Motorradfahrer. Allerdings hiess es immer wieder aufpassen, denn auch „Radfahrtruppen“ und „Sonntagsfahrer“ mit ihren Blechbüchsen hatten die Strasse für sich entdeckt. Und es waren jede Menge Motorradfahrer unterwegs. Auf unserem Weg mussten wir über 3 Pässe, der Höhenunterschied lag jedesmal so bei ca. 600m. Dank der guten Strassen gelang alles ohne Probleme.
Mittlerweile wissen wir auch, wann wir eine Rast einlegen müssen, auch ausserhalb der Tankvorgänge. Ein sicheres Zeichen für eine Rast sendet das „Popometer“ doch mal ein bisschen zu entspannen. Und natürlich auch das Durstgefühl.   4 1/2 l Wasser war unsere Reiseration.
Wir haben für uns die „Repsol“-Tankstellen entdeckt, immer ausreichend Schatten und hervorragende Sanitäranlagen.
An einem dieser „Rastplätze“ schlug eine Motorradtruppe mit Maschinen aus Spanien und Frankreich auf, mit älteren Motorrädern. Alles normal, bis sich zwei Leute der Truppe auf Deutsch unterhielten. Und wir kamen schnell ins Gespräch, woher, wohin usw. Als wir dann anmerkten, dass wir schon fast 8 Wochen unterwegs seien, bemerkten wir schon den „Neid“ in ihren Augen.. 🙂
Als Höhepunkt rauschte eine Truppe mit 6 Harleys und einem Begleittransporter heran, sehr ungwöhnlich, denn Harley’s hatten wir in den Bergen kaum gesehen.
Auch Deutsche, aus Dresden, sehr kontaktfreudig. Und wir erfuhren, dass diese Truppe ein Teil des Harley-Clubs aus Dresden war, die schon sehr viele Touren weltweit selbst organisiert hatten. Die Motorräder werden immer zum Zielort transportiert, per Kleintransporter oder LKW, die Leute kommen per Flieger, und dann geht es los. Der Rücktransport dann wieder mit LKW und per Flugzeug.
Als wir dann hörten, wo die Truppe schon überall war, kam ich aus dem Staunen kaum heraus. Einmal jährlich geht es nach Kuba, ansonsten waren die schon 2-mal in Südafrika, einmal in Südostasien, und U.S.A. sowieso. dorthin erfolgt der Transport der Maschinen im Container über See. Unglaublich!!!
Einer dieser Fahrer hat sich mittlerweile selbständig gemacht und betreibt mit seinem Vater ein kleines Transportunternehmen spezialisiert auf Motorradtouren inkl. der komplette Organisation wie Unterkünfte, Flüge etc.
Im Laufe des Gesprächs erzählten wir von unserem Motorradtransport nach Malaga, von der Konstellation, portugiesischer Transporteur, polnisches Auto und Ukrainischer Fahrer. Und das Gleiche ist diesem Harley-Fahrer auch passiert, die leiche Konstellation, der Fahrer war nicht größer als 1,60m, der auch kein Deutsch oden Englich sprach, und auch keine Ahnung vom Verzurren von Motorräder hatte. War das evtl. der gleiche Fahrer??? Konnten wir nicht wirklich aufklären, aber Zufälle gibts, und das mitten in den Pyrenäen. Und wir erhielten dann noch die Visitenkarte, kann man ja vielleicht mal gebrauchen.
Gut ausgeruht ging es dann auf die letzten 100km, diesmal durch eine enge Schlucht entlang eines kleinen Flüsschens, sehr angenehme Temperaturen und ein wahres Kurvenlabyrinth. Auch die Anfahrt nach La Seu D´Urgell gestaltete sich sehr spannend, Kurven, steile Anstiege, starke Gefälle, sehr abwechslungsreich. Mittlerweile hatten die Temperaturen ihre vorhergesagten 35´erreicht, und es wurde unangenehmer in der Motorradkleidung.
Und das nach fast 200 km Kurven!
Als ich das Hinweisschild La Seu D´ Urgell 20km las, normalerweise eher eine Erleichterung –  erst recht bei diesen Temperaturen – dachte ich dieses Mal – Schade, gleich vorbei… so abwechslungsreich war die Tour. Aber gemein für den BAF, denn der war rechtschaffen PLATT!!!
Egal, unsere NT führte uns in das kleine Dorf Anserall, nur unsere Unterkunft konnten wir nicht so leicht identifizieren. Von den Bildern bei Booking.com hatten wir ganz bestimmte Vorstellung unseres gebuchten Hotels, allein schon die Strasse zu finden war ein Abenteuer. Kleine, steile Gassen zwangen uns, das Motorrad abzustellen, denn ein Motorrad rückwärts einen Berg hinaufzuschieben ist ein sehr schwieriges Unterfangen, und das Risiko, irgendwo am Ende einer Gasse zu stehen und nicht wenden zu können war doch zu groß.

So macht sich die BAS zu Fuß nach der Suche des Hotels auf, und ich hatte das Hotel entdeckt, keine 10 m von unserem Standort entfernt. Haben wir schlichtweg nicht gesehen. Das Hotel war geschlossen, aber die BAS kam auf einmal mit einer spanisch/englisch sprechenden Frau im Schlepptau (oder umgekehrt) zum Hoteleingang. Die Dame erwies sich als die Chefin, die auch ein Restaurant keine 20 m entfernt betreibt.
Wie schon häufiger waren wir die einzigen Gäste, unser Motorrad parkt jetzt in einem wunderschönen Innenhof, alles gut.

Die Chefin erklärte uns alles, wir erhielten einen deutschsprachigen Stadtplan von La Seu D´ Urgell, sie zeigte uns den Altstadtbereich auf der Karte mit Restaurants etc. und bedeutete, dass ihr Restaurant am Sonntag und Montag geschlossen habe.
Aber im Frühstücksraum gibt es einen Kühlschrank mit Self-Service.
Wir müssen schon sehr sparsam geschaut haben, denn sie bot uns an, zum Abend ein paar Toast zu machen. Das entfachte auch keine Begeisterung bei uns, und die Enttäuschung war wohl in unseren Gesichtern abzulesen.
Wir hatten von einem kühlen Bierchen, etwas Leckerem zu essen und dabei den Blick über die Pyrenäen schweifen zu lassen, geträumt.
War wohl nicht!
Zu Essen gab es nur etwas in der Stadt. Zu Fuss werden dann aus den vormals 2,5km Hauptstrasse 4,2 km Wanderweg, auch ein bisschen viel, vor allem wenn man müde und durstig ist 🙁
Und den Weg wieder zurück…?????——
Dann hatte die Chefin die Idee:
Sie fährt uns in die Stadt, und zurück kommen wir dann mit dem Taxi!!
Gesagt, getan. Und sie gab uns noch eine Taxinummer, der Fahrer wäre dann in 2 Minuten an einem bestimmten Kiosk da.
Nur Sonntags hatten in der Stadt doch einige Restaurants geschlossen, aber wir hatten Glück, nicht die feine Küche, aber wir wurden satt.
Und das mit dem Taxi hat auch geklappt!

Unsere 3 dicken Reiseführer – Andalusien, Portugal und Nordspanien -, die wir in Deutschland gekauft haben, sind jetzt durch. – Ab jetzt nur noch Freistil, ohne Hinweise und Empfehlungen positiver oder negativer Art. Daher wußten wir nicht, was uns in La Seu D´Urgell bzw. Anserall erwartet. Ich wollte unbedingt aus der Stadt raus und in ein Bergdorf – allerdings nicht sooo klein, dass es nur EINE Kneipe gibt und die dann noch zu hat….  🙁    – Aber Ruhe bekommen wir hier sicher…

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