27.04.2018 – Rund um das Filosorma Gebirge


Der Weg führte uns durch Calvi Richtung Süden entlang der Küste über die D81B und D81 bis in die Hafenstadt Porto. Diese 83 km hatten es in sich. Kurve an Kurve, aber kein wahres Vergnügen! Denn kurz nach Calvi verwandelte sich der bis dahin tolle Straßenbelag in eine Rumpel- und Holperstrecke, fahrbar, aber nicht schön. Bis auf die Gegend und Aussicht auf die Felsformationen, jedenfalls habe ich die Info von der BaS erhalten, ich war zu sehr aufs Fahren konzentriert. Das war auch gut so, denn neben den normalen Obachtsmomenten beim Motorradfahren galt auch volle Konzentration auf die entgegen kommenden Blechdosen. Die hielten sich keineswegs an die normale Spur, die hatten das Bestreben, aus jeder Kurve eine Gerade zu machen, wohl mehr aus Angst und Unvermögen.

Ich bin ganz sicher, diese Insel Korsika war Ausgangspunkt für die Wortschöpfung:” Berge und Meer”, denn nie habe ich diese beiden Geländeformen so nah und dauerhaft beieinander gesehen. Ich war mit GUCKEN gut ausgelastet und konnte dem BaF nur auszugsweise von der tollen Landschaft erzählen, die er nicht sehen konnte (und das war auch besser so).

Aber egal, wir erreichten das Städtchen Porto Marino nach ca. 2,5 Stunden, eigentlich ein guter Schnitt für die Strecke. Ich habe auch nicht das Bestreben, neue Rekorde aufzustellen, lieber etwas gemütlicher, aber trotzdem zügig. Wie fast überall, gab es auch hier spezielle Abstellplätze für Motorradfahrer, toller Service. Dazu ein Blick auf die schroffen Felsformationen, eine Wahnsinnsumgebung, Korsika ist einfach schön!

Weiter ging es Richtung Osten über die D84. Eine tolle Straße. Diese gut ausgebaute Strecke führte uns um das Filosorma Gebirge herum mit herrlichen Kurven und ganz wichtig, wenig Verkehr. Statt der Autos begegneten wir aber diversen Tiergattungen: Rinder, Ziegen und endlich auch die vielgerühmten und ausgesprochen leckeren freilaufenden Wildschweine. Nach 22 km erreichten wir den Pass “Col de Verghio” auf einer Höhe von 1.477m. Also immer bergauf mit den entsprechenden Kurven. Ein Riesenspaß, zumal der Belag super war. Nach dem Pass ging es fast normal weiter, Erinnerungen an das Sauerland kamen auf. Weite Kurven, alles gut einzusehen, guter Belag, ich kam so richtig in einen Flow.

In Calaciccia mussten wir dem “Popometer” Tribut zollen und haben eine Pause eingelgt. An dem Parkplatz standen mehrer Motorräder, und auch einer aus Deutschland. Die BaS hat es auf eine Toilette verschlagen, ich war im Wartemodus. Aufgefallen ist mir an dem anderen deutschen Mottorrad mit Münchener Kennzeichen ein S04-Aufkleber. Sieht man ja auch nicht so oft, oder? Der Fahrer klärte uns auf, daß er aus Gelsenkirchen stamme, daher das offene Bekenntnis zu unserem Leiblingsverein. Leider habe er nur 8 Tage Zeit, und war von der Insel ganz begeistert, so wie wir auch. Geht es uns doch gut, kein Zeitstress, nur reines Genießen.

Irgendwann mussten wir ja auch wieder auf normal Seeniveau, und bald verengten sich die Strassen, es wurde wieder kurviger, zeitweise auch sehr eng, durch schroffe Gebirgsformationen und entlang eines reißenden Flüsschens. Ich habe dann ein bisschen Gas rausgenommen, schließlich will ich ja auch etwas von der Natur mitbekommen. Das war auch gut so, denn die entgegen kommenden Blechdosen bevorzugten doch einen etwas unorthodoxen Fahrstil wie schon oben beschrieben. Ich habe trotzdem viele Eindrücke von dieser wahnsinnigen Natur mitbekommen. Gut daß wir diese Tour gemacht haben!

Morgen geht es dann Richtung Porto-Vecchio, auf einem direkteren und gemütlicheren Weg als geplant, schließlich wollen wir ja noch unsere “Blau Weissen” auf dem Weg in die Champions League verfolgen.

Anekdote am Rande: “ Die Sch…..- Eis-Story”

Nach der Rumpelstrecke an der Küste entlang bis Porto war eine längere Pause angesagt. BaF wollte rauchen, ich musste pisel und mir ein Eis gönnen für die überstandenen Strapazen. Punkt 1 war leicht, Punkt 2 eigentlich auch, denn die Preistafel der Eisdiele erleichterte mir die Entscheidung: 1Kugel 2,50€   2 Kugeln 4,80€   3 Kugeln 6,40€.😋 Da muß man ja mit 3 Kugeln zuschlagen. Nougat, Vanille/Brownie und als Alibi Youghurt zum Schluss. Schmeckte hervorragend….. leider war das Eis nicht so fest angedrückt worden und deshalb fiel mir 1 Kugel vom Hörnchen auf den Boden. Sooo ein Mist. Der Rest entschädigte aber, weil das Eis so lecker war. Danach aufsatteln und weiter, doch der BaF teilte mir mit, noch nach einer Tankstelle Ausschau zu halten, also im Ort noch einmal absatteln, tanken und wieder aufsatteln. Danach kam die Bergstrecke. 

Nach den ersten Metern fing es in meinem Darm an zu rumoren, was ist das denn? “Oh, wenn ein Restaurant oder ähnliches kommt, müssen wir bitte noch mal anhalten, das Eis ist mir auf den Darm geschlagen”, sagte ich dem BaF. Der hat für solche Situationen vollstes Verständnis, weil er es aus eigener Erfahrung kennt. Doch es sollte dauern, noch 1 Berg rauf, den Berg wieder runter und dann noch einen Berg rauf, bis das nächste Dorf- meine Rettung- kam. Statt dessen hatten wir unsere ersten Begegnungen mit freilaufenden Tieren auf der Fahrbahn und am Straßenrand und ich war froh, daß es zu keinen überraschenden Schrecksekunden kam. Ich war auch ganz froh, daß ich nur 2 der 3 Bällchen Eis gegessen hatte, denn eines war ja runtergefallen,  Glück  im Unglück. Und die Moral von der Geschicht: unterwegs kein EIS mehr essen, es könnte ein Scheiß-Eis sein.

Und noch eine Erkenntnis aus den vergangenen Tagen: Wenn sich bei mir auf Fotos in der Lendengegend demnächst leichte Ausbeulungen zeigen, so stammen diese nicht von Eis, Pasta oder Pizza – nein, das ist meine neuerarbeitete Rückenmuskulatur vom permanenten Kurvenfahren.😉

26.04.2018 – Ruhepause!??!


Mein Rücken und mein Popometer deuteten am nächsten Tag eindeutig auf Ruhephase. – also beschlossen wir mit der Bimmelbahn, einer Schmalspurbahn, genannt “Wackelzug”, nach “L’Ile Rousse” zu fahren. Eine Touristenattraktion- die Fahrt- nicht das Ziel. Die Fahrt war sehr schön, im Zielort lediglich der Markt mit Produkten aus der Region. So mußten wir uns die Zeit vertreiben bis zur Rückfahrt um 14.00h.

Dann in die Wohnung und wärmere Sachen anziehen, denn für den Abend hatten wir noch Karten für eine 4-köpfige männliche Gesangsgruppe, die Korsisches Volksgut singt in der Kirche auf der Zitadelle. Es handelt sich um polyphone Gesänge in drei Stimmlagen, vorwiegend a cappella dargeboten. Ich konnte mich aus meiner Kindheit an einen Fernsehauftritt eines solchen korsischen Chores erinnern, der mich total begeistert hat. Deshalb habe ich sofort darauf gedrängt, Karten zu kaufen, als ich das Ankündigungsplakat sah. Reinhard hat spontan zugestimmt und ich hoffe, er wird den Entschluß nicht bereuen und es wird auch ihm gefallen. 

Jetzt mach ich mal weiter. Wir waren rechtzeitig an der Kapelle, wie gesagt Kapelle, klein,mit max. 120 Sitzen. Der Raum war allerdings nur zu 3/4 voll. Die ersten Töne haben mich gleich ergriffen. Die Stimmen und verschiedenen Tonlagen der einzelnenSänger erzeugten eine erste Gänsehaut bei mir. Als zweites Lied wurde das “Kyrie Eleison” vorgetragen in einer Art und Weise, wie ich es noch nie gehört hatte. Und wieder lief mir ein Schauer den Rücken herunter. Auch das folgende Lied “Agnus Dei” war total ergreifend. Für diese Musik war die Kapelle der absolut richtige Ort. Auch die folgenden Lieder , wohl korsische Volkslieder, wurden mit einer irren Intensität vorgetragen. Der Abschluss war der Höhepunkt. Für das letzte Lied der Zugabe verließen die Sänger den Altarraum und stellten sich mitten im Gang auf. Das folgende Lied überschattete alle bisherigen, ich muß wohl mit offenem Mund da gesessen haben, total angefixt, solch eine Musik hatte ich noch nie gehört. Unfaßbar, es trieb mir kleine Tränen der Ergriffenheit aus den Augen. Ich war total geflasht! Und es dauerte schon eine Weile wieder runter zu kommen. Welch ein Erlebnis! Dank an die BaS!!!

Zum Abschluss haben wir dann noch hervorragend gegessen und das zu einem wirklich annehmbaren Preis. Ein toller Ausklang.

25.05.2108 – Erste Ausfahrt in den Norden Korsikas

Für heute hatten wir uns die erste Ausfahrt vorgenommen. Geplant waren ca. 300 km an der Westkueste entlang bis zum noerdlichen Zipfel  Korsikas, dann entlang der Westküste über Bastia einmal quer über die Berge wieder nach Calvi.
Kurz nach Calvi sind wir dann rechts über die D71 erstmals in die Berge eingebogen. Für Motorradfahrer wieder ein Traum, gut ausgebaute Straßen, kaum Verkehr und eine tolle Berglandschaft. (Mich hat der Duft der Macchia  begeistert, frische Blüten und Kräuter in unendlicher Vielfalt. Ein Erlebnis für Seele und Geist).  Ein Riesenspaß! Nach 25 km war dieser Spaß erstmal vorbei, wir mußten über die Küstenstraße T 30, sehr gut ausgebaut, aber nicht so prickelnd, bis zum Abzweig D81 nach St.-Florent. Die 23 km bis St.-Florent waren der gleiche Spaß wie schon vorher beschrieben, und das bei herrlichem Wetter, sonnig, ca. 22 Grad. Dort haben wir erstmal eine kleine Pause eingelegt, mit uns auch etliche andere Motorradfahrer. Die meisten Motorradfahrer kamen aus Italien, vereinzelt auch französische  Gruppen, aber keine Deutschen. Der Blick auf die Uhr zeigte uns, daß wir nach ca. 2 Stunden Fahrt erst ca. 72 km zurückgelegt hatten, ein Stundenmittel von 36 km/h. Da hatten wir ja noch einiges vor uns.
Egal, mit frischen Kräften sind wir dann der D80 Richtung Norden gefolgt. Die Straße führt entlang der Ostküste durch die Berge, schroffe Abhänge, mal auf Seeniveau, mal wieder auf 600m Höhe, ein einziges Spektakel. Man mochte es kaum glauben, aber es gab kaum einen Streckenabschnitt, der einem Zeit ließ, mal etwas durchzuatmen. Diese fast 60 km hatten es wirklich in sich. Gebraucht haben wir fast 2 Stunden für diesen Abschnitt. Entsprechend fühlte ich mich auch, 2 Stunden volle Konzentration waren doch ganz schön anstrengend. Leider habe ich nicht viel von der atemberaubenden Kulisse um mich herum mitbekommen, aber meine BaS hielt mich auf dem Laufenden. Ich beschreibe das Erlebte wie 2 Stunden permanentes Achterbahnfahren: permanente Kurven, bergauf -bergab…. Mir ist noch nie schlecht geworden beim Kurvenfahren, jetzt war ich knapp an Seekrankheit. Am nächsten Tag zum ersten Mal Muskelkater im Lendenwirbelbereich, das war mir noch nie passiert. Aber die Gegend war traumhaft. Habe noch nie sooo viel färbende Felsformationen gesehen: grau, grün, rot, braun; alles am gleichen Hang, durch unterschiedliche Metalle bedingt. Und überall volle Blumenpracht, super im Frühling! 
Direkt bis zum Cape Corse zu fahren haben wir uns erpart, sind dann die Westküste Richtung Bastia gefahren. Welch ein Unterschied zu der Strecke vorher. Immer am Meer entlang, kaum Höhenänderungen, Zeit zur Entspannung. Nicht so richtig, denn der Verkehr nahm doch beträchtlich zu. Dazu viele kleine Ortschaften, und in jeder waren mindestens drei s.g. Speedbraeker , um die Geschwindigkeit zu reduzieren. Haben die auch geschafft, denn fährt man mit ca. 30 km/h über diese Buckel, hört der Spaßfaktor rapide auf, also lieber etwas langsamer. Entsprechend staute sich auch der Verkehr. Wir haben uns darauf geeinigt, ertsmal durch Bastia zu fahren, um dann weiter zu sehen, ob wir nicht von der geplanten Tour abweichen sollten, um weitere Bergpassagen einfach auszuklammern. Zumal der Popometer sich ständig meldete, daß doch langsam genug sei.
Wir hatten noch weitere 90 km vor uns, und so beschlossen wir, über die T10 und T20 über gut ausgebaute Straßen Richtung Calvi zu fahren. Die Strecke kannten wir ja schon. Auch ein Kurvenspaß, allerdings ein bisschen ruhiger als die Bergstrecken.
Also den Gashahn auf, allerdings kaum mehr als die erlaubten  90 km/h auf den Landstraßen. Nur während der Überholvorgänge einiger langsameren Blechdosen fuhr ich ein wenig schneller. Ist ja norrmal. Bei einem Streckenabschnitt kamen uns etliche Autofahrer mit Lichthupenzeichen entgegen, ein Indiz für eine Geschwindigkeitskontrolle. Also runter vom Gas, und bin mit ca. 85 km/h weiter, also unterhalb der erlaubten Geschwindigkeit, und plötzlich ein Blitz. Kann doch nicht sein!! Meine BaS hatte auch gleich die richtigen Kommentare auf Lager, vielleicht gab es ja vorher irgendeine Beschränkung, die wir übersehen hatten usw. Ich war mir keiner Schuld bewußlt!!!!!
Werden nicht in Frankreich auch Fahrzeuge konfisziert wie in der Schweiz oder Italien. Mal sehen ob da noch etwas kommt. Jedenfalls sind wir nach 8 Stunden gut wieder in Calvi angekommen.
Eine tolle Fahrt, so viele Kurven auf einen Haufen sind wir noch nie gefahren.  Wenn es auch anstrengend war, ein Riesenerlebnis. Und dann zu Hause haben wir die leckere Lammkeule (am Vortag von uns zubereitet) richtig genossen.

23.04.2018 – Anfahrt nach Calvi, Korsika

Bevor es auf die Fähre von Livorno nach Bastia ging, hatten wir noch eine Übernachtung in Livorno gebucht, die Fähre legt schon um 8.30 Uhr in Livorno ab, was bedeutet, dass man schon um 7.00 Uhr an der Fähre sein muss. Das wäre von Florenz nicht zu schaffen gewesen. Und damit die Fahrt von Florenz nach Livorno nicht zu langweilig wurde, hatte ich einen mittleren Schlenker durch dass Chianti Gebiet eingeplant.
Eine tolle Strecke durch eine wunderschöne Gegend, und dann passiert es doch schon wieder, in einem Kreisverkehr wohl die falsche Ausfahrt genommen, aber meine Navitante blieb stumm.
Der Sinn des Navis besteht doch wohl darin, mir eine Alternative aufzuzeigen, oder habe ich da was falsch verstanden?…. Auch eine Neuprogrammierung brachte erstmal nicht den gewünschten Erfolg. Was war denn da los?….
Dann noch mal programmiert, und dann klappte es doch ganz gut.
Bis wir in Livorno ankamen, einmal von der Route abgewichen, ich konnte ja nicht verkehrt in eine Einbahnstraße fahren, also wieder um den Pudding, immer unser Hotel im Blick. Bis ich es dann leid war, einmal 50m falsch in die Einbahnstraße, und dann waren wir am Hotel. Alles Bestens.
Nur über Livorno erspare ich mir jeden Kommentar. Es ist eine Stadt, die man nicht braucht. Sehr positiv war, dass wir in einem Kaffee freies Wlan hatten und so konnten wirvdas Spiel unserer Blau-Weißen auf dem Handy über SkyGo verfolgen.
Sonst kein weiterer Kommentar.
Irgendwie ließ es mir keine Ruhe, warum die Navitante nicht so funktionierte wie sie sollte. Und dann kam mir die Erleuchtung. Während eines Garmin Kurses meinte der Kursleiter, wir mögen doch die Option “Neu berechnen” deaktivieren, warum weiß ich nicht mehr, aber abends im Hotel noch schnell die Einstellung geändert für den nächsten Tag.
Morgens dann um 7.00 Uhr aus dem Hotel. Der Weg zum Fährhafen gestaltete sich doch schwieriger als gedacht. Die von der Agentur angegebene Adresse erwies sich als unkorrekt, und wir wurden von einem Tor zum anderen geschickt, aber es hat geklappt. Und meine Navitante hat immer wieder dazwischen geredet, um mich an die falsche Adresse zu führen, die ich eingegeben hatte.  Hatse auch richtig gemacht, die Umstellung war erfolgreich.
Der Eincheckvorgang zur Fähre war absolut unbürokratisch, wir kamen schnell aufs Schiff, mit uns vielleicht noch zwanzig weitere Maschinen und Blechdosen.
Dann ging es pünktlich los, die Versorgung an Bord war tadellos zu wirklich erschwinglichen Preisen.
Nach 4 Stunden kamen wir bei leichtem Seenebel in Bastia an, das Verlassen der Fähre verlief auch zügig, schnell die Navitante aktiviert, und los gings. Entlang an schroffen Bergen, durch wunderschöne Täler, und nach 3 Stunden sind wir dann in Calvi angekommen.
Wir haben ein sehr schönes Appartment in einer Ferienanlage, vom Balkon den Blick auf einen herrlichen Garten mit dem Hintergrund schneebedeckter Berge. Herz was willst du mehr.